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Wohl kaum ein Mallorquiner kennt die deutsche Seele so gut wie Josep Moll Marquès. Der Präsident der Associació Alemanya i Mallorquina (AAM) verbrachte viele Jahre seines Lebens in Deutschland, seine Frau Karin wurde in Neuss geboren, er spricht perfekt deutsch. Am Dienstag feierte der Ex-Politiker und MM-Mitarbeiter seinen 70. Geburtstag.

Jahrelang war Moll, den alle nur Pep nennen, für die sozialistische PSOE in Inselparlamenten aktiv, seine Partei stellte ihn sogar als Bürgermeisterkandidaten für Palma auf. Mit dem politischen Leben hat er allerdings weitgehend abgeschlossen. „Langsam habe ich die Lust verloren. Zwar bin ich noch im Parteirat, aber eigentlich nicht mehr sehr aktiv. Du musst dich am Parteileben so intensiv beteiligen, damit du gehört wirst. Das kostet mehr Zeit, als ich bereit bin, aufzubringen”, erklärt der Jubilar gegenüber MM.

Aus dem Politiker Moll ist der Gärtner Moll geworden: Im Mai zog er aus der Nähe von Arenal in sein neues Haus bei Binissalem ein. Dort hatten er und seine Karin gebaut. Vom Arbeitszimmer schweift der Blick über die Kulisse des Tramuntana-Gebirges, im Vordergrund der Mollsche Garten. „Ich habe sehr viel Spaß an der Gartengestaltung”, erzählt Pep. „Zum Geburtstag haben mir zum Beispiel die Mitglieder des AAM Gutscheine für Bäume geschenkt. Das hat mich richtig gefreut.”

Im AAM ist er, wenn man es so nennen will, noch immer „politisch” aktiv. Im Oktober 2005 endet die zweijährige Amtsperiode als Präsident. „Das ist eine schöne Arbeit. Du lernst sehr viele Leute kennen, die sich integrieren wollen, die Mallorca als Heimat gewählt haben.” Dank eines funktionierenden Teams halte sich der zeitliche Aufwand für den AAM in Grenzen. Denn wenn Pep Moll am Schreibtisch sitzt, dann vor allem, um Texte und ganze Bücher ins Deutsche zu übersetzen. Außerdem veröffentlicht der Journalist seine Meinung jeden Sonntag in der MM-Schwesterzeitung „Diari de Balears”.

Josep Moll Marquès studierte in Barcelona Chemie, ging dann zu BASF nach Ludwigshafen, zog mit Karin nach München, besuchte die Dolmetscherschule. Später wurde er zum „bekanntesten Spanier in Deutschland”, machte das spanischsprachige Programm der ARD. Schon damals als Sozialist aktiv, wollte Moll während der Franco-Zeit nicht nach Mallorca zurückkehren, arbeitete aber in Deutschland für die PSOE. 1977 war es dann soweit. Die Molls zogen nach Mallorca, Pep machte sich in der hiesigen Politik einen Namen. Von 1979 bis '83 saß er im Inselrat, von '83 bis '95 im Balearen-Parlament, ab '87 als dessen Vizepräsident.

Noch heute wird er immer wieder zu Rate gezogen, wenn es etwas zwischen Deutschen und Mallorquinern zu verhandeln gibt, wenn es gilt, Brücken zu schlagen oder auch „nur” zu übersetzen. Man weiß auf der Insel, dass keiner die Deutschen so gut kennt wie Pep Moll. So lag es auch auf der Hand, dass man ihn 2002 fragte, ob er das neue Balearen-Büro in Berlin leiten wollte. Moll sagte zu und pendelte zwischen seiner Insel und der Bundeshauptstadt, bis die Vertretung nur anderthalb Jahre später wieder dichtgemacht wurde.

Seinen Geburtstag feierte der Jubilar in kleinem Rahmen: Die Familie war da. Drei Töchter, von denen zwei verheiratet sind. Zwei Enkelkinder hat Pep Moll schon, im Mai soll das dritte zur Welt kommen.