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Sie ist wahrhaftig eine sehr ungewöhnliche Rebsorte, die Prieto Picudo. Allein durch das äußere Erscheinungsbild hebt sich die Pflanze von ihren Artgenossen ab. Mit dem Kopf fast in der Erde eingegraben, wachsen ihre Triebe in Bodenhöhe nach außen, fast wie die Arme einer Krake. Dies erfordert natürlich einen komplett anderen Rebschnitt als bei allen anderen Rebsorten.

Die Herkunft der Prieto Picudo ist weitgehend unbekannt, heute wird sie ausschließlich auf einigen Tausend Hektar Fläche in der Umgebung von León bewirtschaftet. Die Prieto Picudo wurde bislang mehrheitlich zur Herstellung von sogenannten Vinos de Aguja verwendet, was man durch eine zweite langsame Gärung erreichte, die man provozierte.

Immer mehr jedoch entstehen aus Prieto Picudo aromatische und frische Rotweine, die man einige Monate im Barrique ausbaut. Führend und wegweisend in der Qualität ist der Dehesa de Rubiales von Pepe Rodríguez. Etwas heller im Rot als Rotweine anderer Rebsorten, besitzt der Tropfen einen Aroma-Querschnitt durch rote und schwarze Beeren, Johannis–, Heidel– und Brombeeren, etwas Süßholz, einen leichten Räucherton vom Eichenfass. Trocken bei mittlerem Körper klingt der Dehesa mit einem leicht bitteren Abgang aus. Dieser etwas andere junge Rotwein kostet im Handel um die elf Euro.

Der Autor, Norbert Deingruber, ist Inhaber der Bodega Casa del Vino in Manacor.