Eines der beliebtesten Wörter der Mallorquiner ist „nostra” –
unser. Meistens wird es benutzt, um die Qualitäten der Insel und
ihrer Bewohner zu betonen: Natur und Landschaft, Kultur, Sprache
und die Produkte von der Insel. Mit gutem Grund haben sich die
Bauern und Politiker vor Jahren das Label „producte balear”
ausgedacht: Die Herkunftsbezeichnung soll bei Verbrauchern
Vertrauen schaffen.
Bei einigen Erzeugnissen der heimischen Landwirtschaft, wie etwa
dem Schwarzen Schwein, geht das Kalkül auch auf. Bei anderen muss
man sich als Käufer im klaren sein, dass sie auch nicht besser
sind, bloß weil „made in Mallorca” draufsteht. Eier aus der
Legebatterie bleiben nun mal Eier aus der Legebatterie, egal ob sie
in Palma oder Pamplona gelegt werden. Und Gemüse aus Sa Pobla ist
mitunter stärker mit Schadstoffen belastet als Grünzeug aus
Holland. Jüngstes Negativbeispiel aus mallorquinischen Ställen ist
die Belastung von Huhn und Lamm mit verbotenen Medikamenten. Noch
ist unklar, woher die schädliche Substanz kommt. Man nimmt an, dass
sie über Wasser oder Futter von den Tieren aufgenommen wurde. Wie
auch immer, es ist eine große Sauerei.
Wenn von 800 Stichproben in einem halben Jahr zwölf positiv
sind, so ist das vielleicht kein Grund zur Panik, vor allem, da die
Behörden beteuern, es habe zu keinem Zeitpunkt ein
Gesundheitsrisiko für die Verbraucher bestanden. Drei Betriebe
wurden ganz, zwei weitere teilweise geschlossen. Und das Auffinden
der Pfuscher mag sogar ein positives Zeichen für das Funktionieren
des Kontrollsystems sein. Dennoch richten sie für die Branche – und
für alle Hersteller der „producte balear” – großen Schaden an.
Da hilft es wenig, den Skandal nicht an die große Glocke zu
hängen, was die Balearenregierung anfangs versucht hatte. Im
Gegenteil: Das Herkunftssiegel verpflichtet zu großer Offenheit.
Die weißen von den schwarzen Schafen im Zweifelsfall schnell
unterscheiden zu können, ist ein echter Vorteil beim Kauf
regionaler Produkte. Es müsste nicht der einzige bleiben, wenn
Bauern und Viehzüchter der Insel mehr auf Qualität setzen
würden.
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