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Pure Existenzangst herrschte in den letzten Tagen bei 27 Angestellten der Firma Park & Fly in Coll d'en Rabassa. Von einer Minute auf die andere räumte die Polizei das Büro und versiegelte das Gelände. 2000 Autobesitzer mussten um den Verbleib ihrer Wagen bangen, Gerüchte über Beschlagnahme machten die Runde. ,,Wenn wir nicht schnell eine Lösung finden, kann ich meinen Laden hier zumachen, dann ist alles verloren", sagte Inhaber Uwe Gast.

Die Beamten, die am Abend des 2. Juni um 18 Uhr die Park & Fly-Mitarbeiter überraschten, folgten einem gerichtlichen Beschluss, in dem die Versiegelung des Geländes verfügt wurde. Als Begründung wurde der angeblich illegale Standort der Firma auf nicht als Industriegebiet ausgewiesenem Gelände, sogenannten ,,suelo rústico", genannt. Einige GLückliche, wie der deutsche Filmemacher Alix Meier, schafften es noch, kurz vor der Schließung ihr Auto in einer Blitzaktion vom Gelände zu schaffen.

,,Als wir ankamen. haben wir als letzte unseren Wagen herauskommen, dann versiegelte die Polizei das Gelände", schilderte Meier dem Mallorca Magzin. Bereits am nächsten Morgen, Freitag, 3. Juni, war die Nachricht durch Berichte in Zeitungen und Rundfunk zu vielen besorgten Autobesitzern auf Mallorca und auch in Deutschland durchgedrungen.

,,Hier herrschte absolutes Chaos", so Park & Fly-Mitarbeiter Marc Hamm, ,,denn unser Hauptproblem ist, dass der größte Teil unserer Kunden Langzeitparker mit Jahres- oder Halbjahresverträgen sind, und sich zur Zeit gar nicht auf der Insel befinden. Hier stehen die Telefone seit dem Tag nicht still." Auch in der Redaktion des Mallorca Magazins riefen unzählige besorgte Autobesitzer aus Deutschland an, um zu erfahren, was nun passieren werde.

Uwe Gast, Inhaber der Firma, die seit 1997 Parkplätze und einen Shuttle-Service zum Flughafen anbietet, versuchte am Freitag zu retten, was zu retten war: „In den ersten 24 Stunden nach der Schließung standen Kunden vor der Tür, die ihre Fahrzeuge abholen wollten, aber nicht zu ihren Wagen gelassen wurden”, erzählt Gast.

Sein erster Gang am Freitagmorgen war ins Büro für Stadtplanung im Rathaus von Palma. Hier hatte man, so Gast, inzwischen die Probleme der voreiligen Schließung erkannt. Baureferent Juan José Ferrando verfügte die umgehende Wiedereröffnung des Geländes für denselben Tag um 15 Uhr. Diese vorübergehende Öffnung, so Gast, sei aber von Ferrando auf fünf Tage beschränkt worden.

„Er sagte mir, dass wir bis Mittwoch, 8. Juni, um 15 Uhr Zeit hätten, das Gelände mit allen Wagen zu räumen”, so Uwe Gast. „Auf die Frage, wie wir so schnell ein neues Gelände finden oder 2000 Autobesitzer benachrichtigen sollten, wusste er keine Antwort.” Auch die Zukunft der 27 Park & Fly–Mitarbeiter habe Ferrando nicht wirklich Kopfzerbrechen bereitet, meinte Gast.

Das Wochenende verbrachte er dann mit der schwierigen Suche nach Ausweichmöglichkeiten, doch zu pachtendes Gelände in der Nähe des Flughafens sei rar, so der Park & Fly–Inhaber.

Am darauffolgenden Montag, 6. Juni, verhandelte er erneut mit der Stadt und konnte dann zumindest einen Teilerfolg erzielen. „Sie haben uns jetzt einen Zeitrahmen bis zum 31. Juli gelassen, um das Gelände vollständig zu räumen”, so Gast am Montag. Juan José Ferrando begründete dieses Zugeständnis gegenüber MM mit dem Status der Firma. Bei Park & Fly seien, anders als bei einem Mietwagenunternehmen, Inhaber der Firma und Inhaber der Fahrzeuge nicht identisch. Da es hier länger dauere, alle Inhaber über die neue Situation zu informieren, habe man Park & Fly jetzt einen größeren Zeitrahmen zugestanden, um alle Autos umzuparken, so Ferrando.

Doch schon zwei Tage später, am Mittwoch, hatte Uwe Gast das Problem gelöst, und besorgte Park & Fly–Kunden brauchen sich keine Sorgen mehr über den Verbleib ihrer Wagen zu machen. „Wir werden auf das Gelände am Camí de Son Bateries umziehen”, konnte Gast am Mittwochmittag MM gegenüber sichtlich erleichtert berichten.

„Wir haben nochmal die Kurve gekriegt.” Auf dem neuen Gelände, im sogenannten „Parque de Servicios”, sind bereits die Autos zahlreicher Mietwagenfirmen untergebracht, unter anderem die Fahrzeuge der Firma TUI Cars. Es handele sich um ein Gelände, das ausschließlich für die Nutzung durch verschiedene Transportunternehmen zur Verfügung stehe, so Gast, und er habe bereits mit den Besitzern über die Pacht von 30.000 Quadratmetern verhandelt.

„Wir rechnen damit, dass wir schon Anfang nächster Woche mit dem Umparken der Wagen vom alten auf das neue Gelände beginnen können.” Das als „suelo rústico” ausgewiesene Gelände am Camí Son Garcia, auf dem sich Park & Fly seit 1997 befindet, wurde schon seit Jahren als Parkplatz zahlreicher Mietwagen–Firmen und anderer Transportunternehmen genutzt. Von den zuständigen Behörden wurde dies stillschweigend geduldet, da nie genügend Gelände in der Nähe des Flughafens zur Verfügung stand, auf das Tausende von Fahrzeugen hätten ausweichen können.

Der Vorsitzende der „Agrupación Empresarial de Alquiler de Vehículos con y sin Conductor de Baleares” (AEVAB), Ramón Reus, dessen Mietwagenfirmen Parkplatzgelände im Industriegebiet Son Oms gepachtet hatten, zeigte den Verband Transcar an, der das weitaus günstigere „suelo rústico”-Terrain Son Fangos nutzte. Im Mai 2003 griff Reus auch den Leiter des Stadtbauamtes, Rodrigo de Santos, an und wehrte sich laut Presseberichten gegen dessen Pläne, Transcar durch die Legalisierung des Geländes ein Bleiben zu ermöglichen.

Ende Juni 2003 gaben die Behörden dann dem Druck von AEVAB nach, und erteilten bis Mitte August 2003 zahlreichen Mietwagen– und Busunternehmen, darunter Ultramar Express Rentacar (TUI) und Centauro, sofortigen Platzverweis. Park & Fly, obwohl auf demselben Gelände, blieb damals verschont, doch José Maria Blay, Vorsitzender der Vereinigung Transcar, kündigte schon vor zwei Jahren an, dass seiner Meinung nach gleiches Recht für alle gelten müsse.

„Bei uns sind seither 17 Anzeigen gegen Park & Fly eingegangen, so dass wir uns jetzt gezwungen sahen, sie ebenso des Geländes zu verweisen wie alle anderen Firmen”, so Ferrando gegenüber MM. Dass Palmas Großmarkt jetzt das Gelände nutzen werde, um sich zu vergrößern, bestätigte Mercapalma–Mitarbeiter Joan Grimald.

Das sei schon seit fünf Jahren geplant. Die Umwandlung der Parzellen am Camí Son Garcia in Industriegebiet sei dazu nicht notwendig, erklärte Juan José Ferrando, da es sich bei dem Großmarkt um eine gemeinnützige Firma handele. Der jetzige Besitzer des Geländes, Rafael Mateu, werde enteignet und sei darüber schon informiert worden.