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Die Balearen haben damit begonnen, die Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll umzusetzen und wollen in den kommenden Jahren deutlich weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen als bisher. Vor wenigen Tagen wurde vom balearischen Umweltminister Jaume Font ein entsprechender Maßnahmenkatalog der Öffentlichkeit präsentiert. Demnach sollen auf den Inseln, allen voran Mallorca, bis spätestens zum Jahr 2012 die CO2-Emissionen um 2'1 Millionen Tonnen reduziert werden. Im vergangenen Jahr wurden auf den Balearen neun Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen.

Gemäß dem Protokoll von Kyoto verpflichten sich mehr als 130 Unterzeichnerstaaten, ihre Emissionen bis zum Jahr 2010 um weltweit 5'2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren, um damit der auf dem Treibhauseffekt basierenden Erderwärmung entgegenzuwirken. Europa will seine Abgase zwischen 2008 und 2012 sogar um durchschnittlich acht Prozent reduzieren. Aber eben nur im Durchschnitt. In Spanien darf bis 2012 der Wert von 1990 aus wirtschaftlichen und technischen Gründen sogar um bis zu 15 Prozent überschritten werden. Andere Staaten müssen die spanischen Emissionen somit statistisch ausgleichen, um das europäische Kyoto-Versprechen einzulösen.

Bereits im Februar dieses Jahres wurde in Palma ein Klimaschutzbüro eingerichtet, das die bevorstehenden Umweltschutzmaßnahmen der einzelnen Ministerien auf den Inseln interdisziplinär koordinieren soll. Eine Tür neben dem offiziellen Sitz des balearischen Umweltministeriums in der Avenida Gabriel Villalonga laufen bei Patricia Conrado die Klimaschutzfäden zusammen.

„1990 wurden auf den Balearen 5'9 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Im vergangenen Jahr waren es neun Millionen Tonnen”, so die erst 29jährige Juristin und amtierende Klimaschutzdirektorin. Ziel sei es, zwischen 2008 und 2012 die Emissionen um 2'1 Millionen Tonnen zu reduzieren, um die für die Balearen errechnete Kyoto-Vorgabe von 6'9 Millionen Tonnen pro Jahr zu erreichen.

Dies soll vor allem durch einen geringeren Energieverbrauch und eine Umstellung auf Gaskraftwerke geschehen. „Auf den Balearen haben wir im Prinzip keine Industrie. Es gibt lediglich ein Zementwerk, drei Ziegelstein- und zwei Papierfabriken. Dazu kommen noch sechs Gesa-Einrichtungen”, stellt Conrado fest. Diese wären aber einer speziellen, landesweit gültigen Gesetzgebung unterworfen und stünden somit außerhalb der Baleareninitiative.

Auf den Inseln gibt es laut dem hiesigen Umweltministerium in Sachen CO2-Austoß nur zwei relevante Gruppen: Energie und Verkehr. Etwa zwei Drittel der schädlichen Emissionen, so Conrado, werde durch die Energieerzeugung verursacht. 22 Prozent komme aus den Fahrzeugauspuffen, zehn Prozent vom Luftverkehr, und die Schiffsdiesel belasteten die Umwelt zu ein bis zwei Prozent.

Obwohl auf den Balearen statistisch gesehen fast jeder Bürger ein Auto hat – zwei Monate alte Säuglinge und 100jährige Blinde eingeschlossen – basieren die Konzepte der BalearenRegierung zur Reduzierung der Emissionen nahezu ausschließlich auf der Einsparung von Energie beziehungsweise einer umweltfreundlicheren Erzeugung derselben. Dabei komme vor allem der für das Jahr 2007 geplanten Gaspipeline vom Festland und einem neuen Gasheizkraftwerk auf Mallorca große Bedeutung zu. Wo genau das neue Gaskraftwerk stehen soll, wann mit dem Bau begonnen und was für eine Leistung es haben wird, ist zur Klimaschutzbürodirektorin allerdings noch nicht vorgedrungen.

Das balearische Energieministerium will die Erfüllung des Kyoto-Protokolls, so berichtete die spanische Nachrichtenagentur Efe, fast im Alleingang bewerkstelligen und bis zum Jahr 2015 jährlich ein Prozent Energie einsparen. Damit würden insgesamt über zwei Millionen Kilowatt Strom weniger erzeugt und knapp 14'5 Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger in die Luft geblasen werden. Falls die Inseln in den kommenden Jahren auch noch per Untersee-Stromkabel mit dem Festland verbunden werden, ist die hiesige Regierung ohnehin bezüglich des CO2-Problems fein raus. Die Kohlendioxidschleudern stehen dann weit weg.

Die vom balearischen Umweltministerium propagierte Umweltpolitik zur Einhaltung der Kyotowerte basiert auf drei Stützen. Ein aus 19 Einzelplänen bestehender Generalplan zur Energieersparnis, der beispielgebend für Bevölkerung und Unternehmer sein soll, ist die Grundlage für die Schadstoffreduzierung. Eine umfassende Aufklärungskampagne soll die Bevölkerung für alternative Energiequellen und für die Notwendigkeit eines sparsamen Umgangs mit Energie sensibilisieren. Ferner soll eine engere Zusammenarbeit mit den Klimaforschern der Balearenuniversität erfolgen. Die Gründung eines Nachhaltigkeitsinstituts, das der Balearen-Regierung als wissenschaftlicher Berater zur Seite steht, wird angedacht.

Auch wenn jeder Haushalt für sich gesehen nur in bescheidenem Maße zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes beitragen könne, so Conrado, summiere sich dies doch. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.

Um über die Umweltproblematik und eine diesbezügliche Eigenverantwortlichkeit gleich von klein an ein Basiswissen zu bekommen, sollen künftig auch verstärkt Schulen umwelterzieherisch tätig werden.

Beispielgebend werden auch vier Krankenhäuser und zwei Gesundheitszentren mit Solarpaneelen ausgestattet. Beispielgebend auf dem eigenen Dach Solarpaneele zu installieren, hat das balearische Umweltministerium bislang allerdings versäumt.

Umweltschützer bezweifeln den Erfolg der Regierungsmaßnahmen. Allein schon die Autobahnpolitik sei kontraproduktiv.