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Alle fünf Minuten erhebt sich Kim aus Hamburg gemächlich von ihrem auf der Platja Palmira in Peguera ausgebreiteten Handtuch und geht unter die Dusche. Ganz langsam. „Sonst hälste ja die Hitze nicht aus. Die macht einen fertig. Das Meer ist zum Abkühlen nicht kalt genug”, stöhnt die 17jährige. „Ich leg' mich nur in den Schatten, geh' erst nachmittags an den Strand und trinke ganz viel Wasser.” Einen Tag war sie nicht so vorsichtig, ließ sich eine Stunde lang auf ihrer Luftmatratze treiben. „Und prompt hab' ich einen Sonnenstich bekommen, hatte 40 Grad Fieber.”

In der Tat hat sich Kim einen ungewöhnlich heissen Juni für ihre Ferien ausgesucht. Die Temperaturen lagen nach Angaben des Meteorologischen Instituts in Portopí in diesem Jahr um zwei Grad über den Normalwerten. Zwar kommen sie nicht an die Werte des Rekordsommers 2003 heran, aber von einer Hitzewelle darf durchaus bereits jetzt gesprochen werden.

Am Dienstag wurden die Urlauber auf Palmas Airport mit satten 37 Grad empfangen. Und das bereits um 11.30 Uhr. Palma war die heißeste Stadt Spaniens. Das als Backofen verschrieene Sevilla war mit 28 Grad dagegen relativ erfrischend. Auch nachts war an einen kühlen Schlaf nicht zu denken. Die Tiefstwerte lagen in Palma immer noch bei 25 Grad. Tropisches Klima auf Mallorca.

Geregnet hat es den ganzen Monat über nicht. Zuletzt hatte es 2001 einen ähnlich trockenen Sommer gegeben. Die Trinkwasserversorgung, so die Behörden, sei aber weiterhin auf der Insel nicht gefährdet.

Die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren und sorgen für Spitzenwerte beim Stromverbrauch. 914 Megawatt mussten die Kraftwerke am Dienstag produzieren. 90 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit.

Kein Zweifel, die ungewöhnliche Hitze macht den Insulanern und den Urlaubern zu schaffen. In der prallen Mittagshitze herrscht gähnende Leere in den Straßencafés. Leere Sitze in den Stadtrundfahrt-Bussen. Die wenigen Feriengäste, die trotz Temperaturen über 30 Grad unterwegs sind, bewegen sich im Zeitlupen-Tempo.

Kaltes Abbrausen ist in Peguera der Renner. „Bei der Hitze läuft einem ja die Brühe runter, da muss man sich mal abspritzen”, meint Jürgen aus Recklinghausen: „Wenn ich ins Meer will, geh' ich schon ein bisschen schneller – quasi im leichten Rennschritt. Auf dem Sand verbrennst du dir ja sonst die Zehen. Aber ansonsten macht mir die Hitze nichts aus.”

Seine Frau Angela sieht das anders: „Wenn die 40 Grad erreicht werden, geh' ich nicht mehr aus dem klimatisierten Hotel.”

Charlotte aus Köln ist es auch ziemlich warm, groß stöhnen kann sie nicht – sie ist erst ein Jahr alt. „Als wir hier ankamen, war sie knötterig, musste sich erstmal an die Temperaturen gewöhnen”, erklärt ihre Mutter. Nach zwei Wochen Urlaub ist Charlotte quasi Hitze-Profi. Auf dem Kopf ein Sonnenhut, am Buggy ein Riesen-Sonnenschirm – kühl genug, um den Touristen in Peguera freundlich zuzuzwinkern.

Kühlung von innen erhoffen sich Tamara und ihr Cousin Florian aus Berlin. Die 21jährige: „Man kommt mit dem Eis-Nachschieben gar nicht mehr nach. Wir sind am Mittwoch erst angekommen. Wenn du dann auf dem Thermometer 36 Grad liest, ist das schon krass.” Spricht's und löffelt weiter aus ihrem Eis-Töpfchen.

Geschützt vom Sonnenschirm, Sonnenbrille, Sonnenkappe, Sonnenmilch verbringen Martin und Stefanie aus Rheine ihre Zeit am Strand: „Wir bauen uns hier am Strand immer einen Schattenplatz. So kannste die Hitze gut aushalten.” Noch quasi im Hitze-Schock sind Sabine und Bernd aus Berlin. Im Schatten unter einer Palme haben sie es sich bequem gemacht: „Wir sind erst Mittwochnacht angekommen. In Deutschland war es zwar auch warm, aber hier ist die Hitze ganz schön heftig.”