Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass dieser Programmpunkt
in der Fest-Fibel fehlt: Die Verwaltung von Santa Margalida hat das
ebenso traditionsreiche wie umstrittene Entenwerfen im Teilort Can
Picafort gestrichen. Dennoch werden am 15. August voraussichtlich
Hunderte von Zuschauern am Ufer des Urlauberortes dem Spektakel
entgegenfiebern. Denn hinter vorgehaltener Hand wird allenthalben
bestätigt, dass die „Suelta de patos” doch über die (See-)Bühne
gehen soll. „Inoffiziell.”
Für die einen ist das Entenwerfen im Rahmen der Fiesta zu Ehren
der „Mare de Deu” reinste Tierquälerei, für die anderen eine
Tradition, für deren Erhalt sie seit Jahren mit T-Shirts und
Plakaten („Wir wollen Enten”) demonstrieren. Und darum geht es: Am
15. August, gegen 12 Uhr, nähern sich mehrere geschmückte „Llaüts”
der Küste, an Bord Käfige mit Dutzenden von Zuchtenten. Um die
Boote scharen sich die Schwimmer und verlangen nach „Patos”. Dann
werden die Tiere eins nach dem anderen in hohem Bogen über Bord
geworfen. Die kaum flugfähigen Vögel landen im Wasser, wo sich die
Schwimmer um sie balgen.
Zimperlich wird mit den Enten dabei nicht umgegangen,
Verletzungen sind bei der „Schlacht” kaum zu vermeiden. Allerdings
enden immer weniger Tiere im Kochtopf – viele stolze Jäger setzen
ihren Fang im nahen Feuchtgebiet aus.
Diese Geste kann Tierschützer allerdings nicht milde stimmen.
Und sie haben das Gesetz auf ihrer Seite. Das Spektakel wäre nur
genehmigungsfähig, wenn sich eine mehr als hundertjährige Tradition
nachweisen ließe. Das klappt aber nicht. Nach Medienberichten kommt
die „Suelta” nur auf 75 Jahre.
Die Gemeindeverwaltung focht das in den vergangenen Jahren nicht
an. Obwohl das balearische Landwirtschaftsministerium auf Druck von
Tierschutzverbänden Jahr für Jahr ein Bußgeld von mehreren tausend
Euro verhängte, blieb das illegale Entenwerfen Bestandteil des
Programms. Dass Bürgermeister Antoni del Olmo, ein erklärter
Befürworter der Veranstaltung, nun einlenkte, liegt wohl daran,
dass für den Wiederholungsfall inzwischen strafrechtliche
Konsequenzen angedroht sind.
Gleichwohl ist was im Busch. Wer sich in Can Picafort umhört,
erfährt, dass das Entenwerfen stattfinden soll. Das Ganze werde
jetzt „von privat” organisiert. Alles wird wohl davon abhängen, ob
jemand die Verantwortung auf sich nimmt. Sponsoren für mögliche
Bußgelder seien schon gefunden, schrieb die Lokalpresse.
Das Entenwerfen ist zwar schlagzeilenträchtig, aber beileibe
nicht das Highlight der Fiesta. Spitzenformat haben etwa die Nit de
l'Auba, eine Rocknacht am Strand wie zu besten Hippie-Zeiten, am
14. August (ab 24 Uhr) sowie das Feuerwerk am 15. August (24 Uhr),
für das auch eine weitere Anfahrt lohnt (das ganze Programm gibt es
in der Touristen-Info). Bereits an diesem Sonntag, 7. August,
findet um 23 Uhr ein sogenannter „Correfoc”, ein Feuerlauf,
statt.
Can Picafort liegt in der Bucht von Alcúdia und ist vor allem
bei deutschen Urlaubern und mallorquinischen Sommerfrischlern
beliebt. In den vergangenen Jahren wurde erheblich in die
Infrastruktur investiert, Urlauber loben vor allem die neue
Promenade.
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