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Es war sein vierter Mallorca-Besuch. Zwei Wochen lang relaxte Oskar Lafontaine mit Familie in der noblen Finca Gayeta Gran nahe Campanet. Für die politischen Gegner des wiederauferstandenen Politikers ein gefundenes Fressen. Der Begriff „Luxus-Linker” fand Eingang in den Wahlkampf-Sprachgebrauch und wird den Spitzenkandidaten der Linkspartei PDS wohl auch in den nächsten Jahren immer wieder an die schönen Tage auf der Insel erinnern. In diesen Tagen ging der Zoff um die Ferien in eine weitere Runde. Lafontaine bezichtigt die „Bild am Sonntag” der Lüge. Das Blatt wiederum titelte am vergangenen Wochenende „Lafontaine lügt”. Nun wollen die beiden Parteien sich vor Gericht weiterstreiten.

Dabei sollte es eigentlich ein von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkter Urlaub sein. MM hatte davon frühzeitig erfahren, eine Interview-Anfrage ließ der frühere Kanzlerkandidat jedoch absagen. Vielleicht ahnte er da ja schon, was passieren könnte ...

Immerhin begann mit einer Mallorca-Geschichte auch der politische Abstieg seines einstigen Parteifreundes Rudolf Scharping. Der damalige Verteidigungsminister hatte sich 2001 im Pool der Finca Son Bernadinet bei Campos von der „Bunten” ablichten lassen. Beim zärtlichen Turteln mit seiner heutigen Ehefrau Kristina Gräfin Pilati. Die Bilder erschienen, als der Bundestag über den Mazedonien-Einsatz der Bundeswehr zu befinden hatte und sorgten in Berlin für reichlich Wirbel.

Dass Lafontaine für den Urlaub das herrschaftliche Anwesen Gayeta Gran gewählt hat (Wochenmiete 3000 Euro bei Belegung mit neun Personen) ist die eine Sache. Selbst im eigenen Wahlbündnis wird mangelnde Sensibilität beklagt, weil es sich der einstige Sonnenkönig von der Saar in Wahlkampfzeiten so richtig gut gehen ließ, an der Front aber um die Stimmen der sozial Schwachen kämpft.

Schwerer am Image kratzt aber die „Privatjet-Affäre”, um die es im Streit mit der „BamS” geht. Die Zeitung hatte die Linkspartei-Stars Lafontaine und Gregor Gysi zu einem Leserforum eingeladen. Doch die Bürger sprachen nur mit Gysi. Medienberichten war zu entnehmen, dass Lafontaines Teilnahme daran scheiterte, dass das Sonntagsblatt nicht bereit war, dem Politiker einen Privatjet (Kosten 17.500 Euro) für die Reise von und nach Mallorca zur Verfügung zu stellen. Lafontaine bestreitet das, spricht von einer „Kampagne” und will juristische Schritte einleiten.

In seiner Rede auf dem Parteitag der Linkspartei am Wochenende in Berlin versuchte Lafontaine die Affäre von der humorigen Seite zu sehen. Er sagte: „Ich bin mit einem Luxusflieger von Air Berlin von der Luxus-Insel Mallorca gekommen.” Die „Bild am Sonntag” veröffentlichte in ihrer jüngsten Ausgabe unter der Überschrift „Das Privatjet-Protokoll” den Ablauf der Verhandlungen. Zu lesen ist, dass Lafontaine behauptet, keinen Privatflieger gefordert zu haben. „Vielmehr war es so, dass diese Zeitung unbedingt ein Interview mit mir wollte und mir ein solches Flugzeug angeboten hat.” Das wiederum bestreitet Chefredakteur Claus Strunz: „Im Gegenteil ist die Teilnahme Lafontaines an der BamS-Veranstaltung an dessen Forderung nach einem Privatjet gescheitert.”

Das „Protokoll” beschreibt die Gespräche mit Lafontaine-Mitarbeiterin Katja Groeber. Die Veranstaltung sollte an der Saarschleife stattfinden, Lafontaine wollte seinen Mallorca-Urlaub morgens unterbrechen, am Abend aber unbedingt wieder auf der Insel sein. Problem: Es gab keine angenehmen Flugverbindungen, woraufhin Lafontaine seine Teilnahme von der Bereitstellung eines Privatjets abhängig gemacht habe. Die 17.500 Euro seien der Zeitung zu teuer gewesen.
Wer hier lügt, das werden Richter entscheiden. Und wie sehr Lafontaines Begeisterung für Mallorca seinem Image nachhaltig schadet, wird die Zukunft zeigen. An Rudolf Scharpings Plansch-Fotos erinnern die Medien jedenfalls noch heute, wenn es um Politiker-Skandale geht ...