Jetzt ist es auch in den Köpfen der Verantwortlichen angekommen:
Die unkontrollierte Einnahme rezeptpflichtiger Medikamente kann
gefährlich sein, und der Missbrauch wird immer größer.
In einer großangelegten Kampagne hat sich das
Gesundheitsministerium nun mit dem Apothekerverband zusammengetan
und appelliert an die Bevölkerung: „Mit Verstand heilen und
Medikamente nicht unbedacht einnehmen” heißt es da. Das Ministerium
unter Aina Salom und der Pharmazeutenverband hoffen dabei auf die
Einsicht der Patienten, und vergessen, dass sie damit das Problem
nicht bei der Wurzel packen. Solange Apotheker weiterhin
bereitwillig und problemlos rezeptpflichtige Medikamente wie
Antibiotika oder Kortison-Produkte verkaufen, wird sich nicht viel
tun.
Auch viele deutsche Residenten haben sich in den vergangenen
Jahren immer mehr die schlechte Angewohnheit ihrer Gastgeber zu
eigen gemacht, ohne fachlichen Rat Pillen und Pülverchen zu
schlucken. „Jetzt helfe ich mir selbst” heißt die Parole, ist es
doch so einfach, bei kleineren oder größeren Leiden das eigentlich
rezeptpflichtige Medikament direkt in der Apotheke zu kaufen, statt
zum Arzt zu gehen.
Mögen die Patienten auch einsehen, dass sie nicht immer auf
ihren Arzt verzichten können, der Mensch ist doch bequem. Man
verlässt sich auf den Apotheker im weißen Kittel. Wenn er
vertrauensvoll berät und verkauft, ersetzt das für viele den
Arztbesuch. Zumal die Wartezimmer bei den Ärzten der
Sozialversicherung überquellen, ein weiterer Punkt, an dem das
Gesundheitswesen kränkelt. Was nützt also die Kampagne, wenn es
weiterhin für die Patienten so leicht ist, Zeit und Geld zu sparen.
Und das Übel beschränkt sich nicht nur auf Spanien: Touristen
decken sich hier mit den wesentlich preiswerteren, oft auch
rezeptpflichtigen Medikamenten ein, profitorientierte Apotheker
werben auf großen Tafeln mit Preisvergleichen zwischen Deutschland
und Spanien. Hier ist strengere Kontrolle gefragt, und die
Zusicherung der Pharmazeuten, sich an die Gesetze zu halten. Nur
dann macht diese Kampagne auch Sinn.
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