Zweimal im Jahr stellen sich die Mallorquiner um. Wo andere eher
an Sommer– oder Winterzeit denken, geht es hierzulande um die
Veränderung der Speisen und Gerichte, um das jahreszeitlich
gebundene Angebot auf den Märkten. Ohne Zweifel ist der Herbst für
die heimische Küche die interessanteste Jahreszeit.
Ein Bummel über die Märkte in Palma beweist es. Selten – außer
für einige Monate im Frühjahr – ist das Angebot so groß, so
verlockend und bunt wie jetzt. Vorbei sind die Zeiten von Gazpacho
und Trampó, von Fleisch oder Fisch vom Grill. Salat ist kaum mehr
Hauptgericht, sondern Beilage. Eintöpfe, die satten Gemüsegerichte,
haben jetzt Hochsaison.
Grün ist die vorherrschende Farbe. Grüner Spargel (3'90 bis 5
Euro pro Bund) ist nach den ersten Regenfällen wieder auf den
Ständen zu finden. Er gilt als Delikatesse – am besten mit
Rühreiern zubereitet, aber auch als geschmackvolle Beigabe zu
Eintöpfen wie „Arroz brut”. Dieser Reiseintopf mit den Gemüsen der
Saison samt Huhn und/oder Kaninchen erhält durch den Spargel das
gewisse Etwas. Grün in allen Schattierungen sind auch die vielen
Salatsorten. Die Zeit, da man hierzulande „nur” den bekannten
länglichen Lattich (Lechuga) bekam, sind vorbei. Im Angebot sind
„cogollos”, die kleinen, pikant schmeckenden Herzen des Lattich (im
Dreierpack etwa 1 Euro), zudem Eichblattsalat, Lolorosso (beide um
2'25 Euro), Kopfsalat (1'10 Euro) ist knackig und frisch. Sattes
Grün hat auch der Brokkoli (3'80 bis 5 Euro pro Bund), der zwar
kein typisch mallorquinisches Gemüse, aber längst in Haushalten und
in Restaurants gut vertreten ist.
Der grün–weiße Lauch und die frischen Frühlingszwiebeln (je 1
Euro pro Bund) laden zum „Sofrito” ein, aus dem man viele
verschiedene Saucen bereiten kann: von der Beilage zu geschmortem
Lamm bis zur Gemüsesuppe oder als Basis für eine Fischsuppe. Die
Zutaten bleiben immer gleich: Lauch oder Frühlingszwiebeln, grüne
Paprikaschoten, Tomaten, Knoblauch und glatte Petersilie, alles
angeschmort in Olivenöl und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.
Apropos Paprikaschoten – die sind jetzt in allen Variationen
vorhanden (siehe nächste Seite).
Die besten Artischocken auf Mallorca kommen aus der Gegend von
Sa Pobla, wo die dekorativen Sträucher oft als Begrenzung der
Felder angepflanzt werden – da bekommen sie noch einen Teil der
Bewässerung mit. Hierzulande verwendet man die kleineren Exemplare
als würzigen Zusatz zum „Arroz brut”. Oft sind Artischocken auch in
der Paella zu finden. Sie geben jedem Gericht einen bitteren Touch.
In der feineren mallorquinischen Küche werden sie gern gefüllt, mal
mit Gambas, mal mit Hühnerfleisch.
Die in Kohl eingewickelte Schweinelende – lomo amb col – gehört
zu den Küchenklassikern der Insel. Sie wird traditionsgemäß mit
Wirsingkohl gemacht, dazu kommen Zwiebeln, Knoblauch,
Schweineschmalz, Tomaten, Pfeffer, Thymian und Majoran,
Pinienkerne, Rosinen und etwas Butifarró, Blutwurst. Die Hochsaison
der Kohlköpfe hat gerade erst begonnen: Weißkohl, Grünkohl und
Wirsing (alle zwischen 1'40 und 2 Euro pro Kopf) sind schon auf den
Märkten zu finden, schmecken aber in einigen Wochen, wenn die
Temperaturen weiter gesunken sind, noch besser. Blumenkohl (1'20
Euro) hat jetzt schlohweiße Röschen. Die Mallorquiner füllen ihn
gern, ähnlich wie die Artischocken. Kohl ist auch die wichtigste
Zutat für die „Sopes mallorquines”, getrocknete, kleine
Brotscheiben, die mit Fleischbrühe, Kohl und anderen Gemüsen gegart
werden.
In voller Pracht sind jetzt auch Auberginen, sowohl die ganz
dunklen als auch die weißen (je um 2'50 Euro pro Kilo). Auberginen
werden meist mit Knoblauch und Tomaten kombiniert. Um den leicht
bitteren Geschmack zu unterbinden, sollte man die aufgeschnittenen
Eierfrüchte dick mit Salz einreiben – das treibt die Bitterstoffe
hinaus. Danach die Früchte gründlich waschen.
Kartoffeln spielen eine wichtige Rolle auf dem mallorquinischen
Speisezettel. Sie sind unverzichtbarer Bestandteil von Eintöpfen
wie „Frit Mallorquí”, der mit Innereien vom Schwein oder Lamm sowie
den Gemüsen der Saison bereitet wird. Oder für „Tumbet”, ein
Gericht aus den jetzt frischen Gemüsen – Tomate, Paprikaschoten,
Auberginen, Zucchini – und Kartoffeln, die alle einzeln gegart und
später zusammengefügt werden.
Auch Mallorcas Nationalgericht, das „pa amb oli – Brot mit Öl”
kann jetzt wieder ordnungsgemäß zubereitet werden. Die dafür
wirklich geeigneten „Tomatigues de Ramillet”, jene Sorte mit der
dicken Schale, mit denen man das Brot einreibt, sind im Angebot (3
Euro pro Strang).
Das Angebot auf dem Markt erlaubt zur Zeit herbstlich
vielfältiges Kochen – zu moderaten Preisen. Denn der Bärenanteil
der Gemüse stammt aus mallorquinischem Anbau. Außer man legt Wert
auf feine, grüne Bohnen (8 Euro) oder Zuckererbsen (16 Euro pro
Kilo). Pilze sind nie preiswert, doch die Mallorquiner lieben sie
nach wie vor. Aber das ist eine andere Geschichte. Genauso wie die
Sache mit den Schlachtfesten und den Angeboten aus der Jagd. Das
wird noch gut einen Monat dauern. Dann kommen weitere kulinarische
Genüsse ins Spiel.
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