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Spaniens König Juan Carlos gilt als besonders volksnah. Einen weiteren Beleg lieferte jetzt die Stadt Palma: Der Monarch steht auf der Liste der 120.000 säumigen Schuldner, die in der vergangenen Woche veröffentlicht worden war. Einfach unter www.caib.es/boib die Ausgabe vom 30. November runterladen. Daraus geht hervor, das ein gewisser Juan Carlos Borbón Borbón zweimal 7'84 hätte zahlen müssen. Wie das Rathaus auf Anfrage bestätigte, handelt es sich um die Kfz–Steuer für zwei Mopeds, die bis zum 30. April 2005 fällig gewesen wäre. In Spanien handelt es sich bei diesen Abgaben um Bringschulden, das heißt, der Bürger muss dafür sorgen, dass sie fristgerecht entrichtet werden – auch wenn er keine Benachrichtigung erhält.

Etwas bizarr mutet die Erklärung der Stadt an, warum sie jetzt erstmals eine solche Liste veröffentlicht hat: Die Schuldner habe man nicht benachrichtigen können – als ob des Königs Adresse nicht jedermann bekannt wäre: Zarzuela–Palast, Madrid.

Bei anderen Namen auf der Liste trifft die Erklärung schon eher zu. So hätte ein gewisser Michael Gollner 53'75 Euro entrichten müssen. Da auf der Liste keine deutschen Umlaute erscheinen, liegt die Vermutung nahe, dass der einstige deutsche Konsul Michael Göllner die Steuer für seine Harley nicht entrichtet hat. Ein weiterer Name, der aus dem diplomatischen Corps bekannt ist: Dennis Cramer. Der damals minderjährige Sohn des ehemaligen deutschen Vizekonsuls Andreas Cramer steht genau wie der König mit 7'84 Euro für sein Moped in der Kreide. Allerdings sind sowohl Göllner als auch Cramer bereits vor Jahren von Mallorca verzogen.

Da wird das Steuer–Sammeln schwierig. Vollends unmöglich scheint es, wenn der Zahlungspflichtige nicht mehr unter den Lebenden weilt. Etwa Manfred Meisel, der 69'31 Euro zahlen soll. Das ist niemand anderer als der berühmte „Bierkönig”, dessen Mord 1997 bis heute nicht aufgeklärt ist.

Bei manchen der noch Lebenden kann es durchaus nicht am Geld liegen, dass sie nicht zahlen. Real-Mallorca-Trainer Héctor Cúper bezieht ein Millionen–Salär, da sind ihm die 72 Euro Müll-Schulden beim Rathaus vermutlich gar nicht erst aufgefallen. Einem gewissen Michael Geiss wird ein großes Vermögen nach dem Verkauf seiner Einzelhandelskette nachgesagt, die 72 Euro für die Abfallentsorgung und 127'66 Euro Kfz–Steuer sollten für ihn kein Problem sein, ebensowenig wie die 198'76 Euro der Michael Geiss SL. Apropos Fußballer: Der ehemalige Real-Mallorca-Linksaußen Jovan Stankovic sollte seine 159'02 Euro Kfz–Steuer bei Gelegenheit entrichten.

Weitere bekannte Firmennamen auf der Liste: die Königpilsner SA, Abel SA (die es laut Horst Abel schon seit zehn Jahren nicht mehr gibt), die BBVA, die Banco de Santander, die Banco Español de Crédito, die Banco Exterior de España, die Sparkasse Sa Nostra – letztere ausgerechnet Kreditinstitute, von denen man nur hoffen kann, dass sie solvent genug sind, die Kleckerbeträge ausgleichen zu können. Und das balearische Wohnungsamt sollte eigentlich wissen, dass jedes Jahr diese Gebühr fällig ist, hat es laut Liste aber gleich 13mal „vergessen”.

Auch Kleckerbeträge können sich freilich summieren: Die Siempre Así SL füllt allein gut zwei Spalten in dem Verkündigungsblatt, Beträge von 60'48 Euro, 127'66 Euro und 159'02 Euro summieren sich auf insgesamt 13.099'10 Euro. Verbindungen nach „ganz oben”, noch bessere, als der König sie hat, helfen auch nichts: Das Bistum Mallorca findet sich neunmal auf der Liste der schwarzen Steuer–Schafe: Gesamtschulden: 443 Euro.

Wer sich selber auf der Liste suchen will, sollte nicht nach dem ersten Versuch erleichtert aufgeben. Spanische Beamte schreiben nicht alle Namen richtig, mitunter verwechseln sie Vor– und Nachname. Harald Schmidt etwa findet man unter dem Buchstaben „H” genauso wie unter dem Buchstaben „S”. Spanier haben es nicht notwendigerweise leichter. „Comunidad de Propietarios” schuldet gleich mehrfach die Müllgebühr. Aber um welche Eigentümergemeinschaft handelt es sich? Vielleicht um meine oder Ihre? Und Francisco Fernández (muss 116 Euro zahlen) ist ein derartiger Allerweltsname, dass sich die Einheimischen gleich schockweise angesprochen fühlen können.

Wer nicht bis zum 14. Dezember (14 Tage nach Veröffentlichung der Liste) beim Finanzamt der Balearischen Regierung in der Calle Son Dameto 1 vorstellig wird, an das die Stadt Palma die Eintreibung der Schulden übergeben hat, muss mit den „entsprechenden Konsequenzen” rechnen: Im schlimmsten Fall kann die Schuld gepfändet werden. Der König hat seine Schulden übrigens bereits durch „autorisierte Personen” begleichen lassen.

Wer sicher ist, nicht auf der Liste zu stehen, braucht dennoch nicht aufatmen: Aktuell sind nur die Namen derjenigen herausgekommen, die Kfz-Steuer und Müllabgaben schuldig geblieben sind. Demnächst sollen auch diejenigen veröffentlicht werden, die Bußgelder (etwa Parkknöllchen) nicht bezahlt haben.