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Die Zeiten, als Aids auf den Balearen als Krankheit der Schwulen und Drogensüchtigen galt, sind vorbei: Die Statistiken der vergangenen Jahre weisen darauf hin, dass sich das Profil des Infizierten allmählich ändert. Ungeschützter Sexualkontakt ist inzwischen die Ansteckungsquelle Nummer eins – wobei die Zahl der Infizierungen durch heterosexuellen Kontakt in den vergangenen Jahren weitaus höher lag als der durch homosexuellen Kontakt. Wie in Deutschland auch gibt es in Spanien Anzeichen dafür, dass Aids von der Bevölkerung nicht mehr als tödliche Krankheit wahrgenommen wird und dass die Wachsamkeit vor der Ansteckung nachlässt. Die Balearen sind die Region Spaniens mit dem höchsten Anteil von Aidskranken pro Einwohnerzahl.

Der erste Aidsfall wurde auf den Balearen 1983 registriert, zwei Jahre, nachdem das HIV-Virus erstmals in Spanien aufgetaucht war. Bis 1996 stieg die Zahl der Menschen, bei denen das Virus diagnostiziert wurde, jedes Jahr kontinuierlich an. Durch mehr Aufklärung und veränderte Verhaltensweisen sank die Zahl der Neuinfizierungen seither. Gleichzeitig stieg die Lebensqualität und die Lebenserwartung der HIV-Infizierten durch den Einsatz neuer und besserer Medikamente. Dennoch: Von den 2125 Aidskranken, die auf den Balearen seit 1983 registriert wurden, sind bis Juni dieses Jahres 1115 an den Folgen der Aidserkrankung gestorben.

Große Erfolge wurden in den vergangenen Jahren durch Präventionsmaßnahmen für Drogenabhängige (Verteilung von kostenlosen Spritzen und Methadonprogramm) sowie bei der Geburt von Kindern infizierter Eltern erreicht. In den vergangenen drei Jahren wurden auf den Balearen 167 neue Aidsfälle registriert: 62 Menschen (37 Prozent) hatten sich durch ungeschützten Sex mit dem anderen Geschlecht infiziert; 35 (21 Prozent) durch ungeschützten gleichgeschlechtlichen Sex. 33 der Infizierten (20 Prozent) hatten Spritzen mit anderen geteilt.

Männlich, drogenabhängig und 39 Jahre alt: So beschreibt das balearische Gesundheitsministerium das typische Profil eines Aidskranken. Noch. Dieses Bild wird sich nach Ansicht der Experten nach und nach ändern, da sich heute mehr Menschen durch ungeschützten Sexualkontakt als durch den Ge– brauch von Spritzen infizieren. Aidshilfe-Organisationen wehren sich gegen den Begriff der Risikogruppen: Es gebe lediglich ein Risikoverhalten.