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Mallorca trifft verschärfte Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor der Vogelgrippe. Eine Expertenkommission aus Vertretern des balearischen Gesundheitsministeriums sowie des Landwirtschaftsund Umweltministeriums hat vermehrte Kontrollen von Vögeln auf der Insel, besonders in den Feuchtgebieten Albufera bei Alcúdia und Albufereta bei Pollença, angeordnet.

Außerdem soll die gesamte Insel ab sofort nach toten Vögeln abgesucht werden, so Antoni Pellicer, Direktor des öffentlichen Gesundheitswesens. Gleichzeitig warnt die Kommission jedoch vor unnötiger Panikmache: Für Menschen bestehe auf Mallorca keine Gefahr, der Verzehr von Geflügelfleisch sei absolut unbedenklich.

Dennoch sind die Balearen in erhöhter Alarmbereitschaft. Grund sind die ersten bestätigten Fälle von Vogelgrippe in Deutschland. Bei toten Schwänen vor Rügen wurde der aggressive Virus in dieser Woche erstmals nachgewiesen. „Damit zieht sich der Kreis der infizierten Gebiete um Mallorca enger zusammen”, sagt Manuel Suárez, Ornitologe des balearischen Umweltschutzverbandes GOP. Das Auftreten der Seuche in Deutschland zeige, wie schnell sich der Virus durch Zugvögel ausbreiten könne. Die verendeten Vögel aus Rügen seien höchstwahrscheinlich Schwäne, die aus dem Osten Europas nach Deutschland gezogen seien und den Virus nun eingeschleppt hätten, erklärte Suárez gegenüber dem Mallorca Magazin.

„Die Zugvögel sind auch hier auf Mallorca die große Gefahr. Ab März rechnen wir mit den ersten Vogelzügen aus Afrika, wir können nicht ausschließen, dass der Virus dann auch nach Mallorca eingeschleppt wird”, so der Ornitologe. Zwischen 80 und 100 verschiedener Vogelarten würden dann auf ihrem Weg in den sommerlichen Norden über die Balearen ziehen, rund ein Viertel aller Vögel blieben den Sommer über hier auf der Insel. „Die übrigen Arten rasten einige Wochen auf Mallorca oder den Nachbarinseln und ziehen dann weiter”, so Suárez. Ab Mai sei diese Gefahr aber wieder vorbei.

Eine Einschleppung durch Zugvögel aus Afrika hält der Umweltschutzverband zwar für möglich, die Wahrscheinlichkeit sei aber gering. Bis zu 90 Prozent der Zugvögel, besonders kleinere Vögel wie Schwalben, würden im Falle einer Infektion Mallorca gar nicht lebend erreichen, meint Suárez. Trotzdem sei es wichtig, auf das Auftreten der Seuche gefasst zu sein.

Für den Fall einer Einschleppung des Virus nach Mallorca könnten innerhalb weniger Stunden Maßnahmen getroffen werden, um die infizierten Tiere zu isolieren und eine weitere Ausbreitung zu verhindern, gab Landwirtschaftsministerin Margalida Moner nach einem Treffen mit Ministern in Madrid bekannt.

Dazu gehöre eine Absperrung im Umkreis von drei Kilometern der Fundstellen sowie eine sofortige Stallpflicht für alle Geflügelarten und ein Handelsverbot mit lebenden Tieren. Auch ein absolutes Jagdverbot tritt im Krisenfall umgehend in Kraft. Eine für 2007 geplante internationale Geflügelausstellung auf Mallorca sei bereits abgesagt worden.