Es werde jedoch mit einer baldigen Zulassung von Tamiflu für den
spanischen Markt gerechnet, so Javier Alonso, Pressesprecher im
Gesundheitsministerium. Vom Staat eingelagerte Vorräte können laut
Gesundheitsministerium in Madrid im Falle einer Pandemie jedoch
sofort eingesetzt werden. Auf einer Sondersitzung gab
Gesundheitsministerin Elena Salgado diese Woche bekannt, dass pro
Autonomieregion umgehend 2300 Dosen des Antivirus-Mittels
bereitgestellt werden.
Grund zur Freude hat der Hersteller Roche. Die Produktion des
Grippemittels, von Medizinern als bisher wirksamstes Mittel gegen
alle häufigen Grippeviren (Typen A und B) propagiert, läuft auf
Hochtouren. Dabei kann das antivirale Medikament den Ausbruch einer
Vogelgrippe-Pandemie nicht verhindern, es ist nicht einmal sicher,
ob es überhaupt wirken würden.
Das Virenmittel mit dem Wirkstoff Oseltamivir ist seit 2002 auf
dem Markt. Es bewirkt eine Verringerung des Schweregrades und der
Dauer der Grippesymptome und vermindert das Risiko von
Komplikationen wie Bronchitis, Lungenentzündung oder
Mittelohrentzündung. Auch bei Personen, die mit dem gefährlichen
H5N1-Erreger infiziert waren, konnte das Mittel erfolgreich
eingesetzt werden, in Asien sind allerdings bereits Ende 2005 erste
Resistenzen gegen Tamiflu aufgetreten. Im Blut zweier Mädchen, die
an der Vogelgrippe gestorben waren, wurden mutierte Viren gefunden,
die dem Angriff durch Tamiflu entgehen konnten.
Während die Weltgesundheitsorganisation den Ländern rät, für
mindestens 20 Prozent der Bevölkerung das Virusmittel einzulagern,
versuchen immer mehr Menschen, private Hamstervorräte anzulegen.
Ein gefährliches Verhalten, so Michael Kochen, Präsident der
deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin. „Es ist
unverantwortlich, wenn Menschen Tamiflu zu Hause horten und es bei
den ersten Anzeichen eines Hustens schlucken. Dadurch haben die
gefährlichen Erreger erst die Möglichkeit, sich an die Medikamente
anzupassen.”
Obwohl Tamiflu laut WHO möglicherweise geeignet ist, die Zeit
bis zur Entwicklung eines Impfstoffs zu überbrücken, ist es im
Falle einer Mutation des Virus laut Medizinern unwahrscheinlich,
dass das Medikament überhaupt wirken würde. „Niemand weiß heute,
wie so ein mutiertes Virus aussehen könnte”, sagt Joachim Noack,
Kinderarzt in der Clínica Picasso in Palma. Sein Kollege Johannes
Gessner, Hals-Nasen-Ohrenarzt im Internationalen Facharztzentrum in
Palma, warnt besonders vor Tamiflu-Bestellungen übers Internet:
„Als Laie kann man nicht sicher sein, was man da eigentlich
bekommt.”
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