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Eigentlich hätte Claudia Pechstein im hübschen Kleidchen zu schöner Musik auf dem Eis herumgleiten sollen. Zumindest brachten ihre Eltern die Berlinerin schon im zarten Alter von drei Jahren zum Eiskunstlauftraining. Doch das passte irgendwie nicht. Claudia wollte keine Kringel mehr drehen und wechselte mit neun Jahren zu den Eisschnelläufern. Einen Schritt, den die fünfmalige Olympiasiegerin nie bereut hat. „Nee, ganz bestimmt nicht”, schüttelt die 34jährige während des MM-Gesprächs im Robinson-Club Cala Serena den Kopf. „Die künstlerische Ader habe ich bis heute nicht in mir entdeckt. Eislaufen konnte ich, selbst die Sprünge klappten ganz gut. Aber das Künstlerische hat gefehlt.” Auch Paarlauf war keine Alternative. Als man sie mal gefragt hatte, lautete die Reaktion: „Ich lass' mich nicht in der Luft rumschmeißen.”

Im Eisschnellaufen klappte es bekanntlich gut. „Pechi” ist Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin. Sie nahm an fünf Olympischen Spielen teil, holte viele Medaillen. Bei den Spielen in Turin kamen Nummer acht (Mannschaftsgold) und neun (Einzelsilber) hinzu.

Wie schafft man es, sich nach so vielen Siegen immer wieder aufs neue zu motivieren? „Das Eisschnellaufen macht mir immer noch sehr viel Spaß. Dann kommt dazu, dass der Erfolg da ist. Erfolg macht süchtig, man möchte das nochmal erleben”, meint die Sportlerin, die weiß, dass ihre Karriere in der Endphase angekommen ist. Wann sie aber Schluss macht, ob sie vielleicht in vier Jahren noch einmal bei Olympia antritt, bleibt offen. „Ich habe mich entschieden, dieses Jahr auf jeden Fall noch zu laufen. Dann überdenke ich das von Jahr zu Jahr”, meint Pechstein, für die viel von der weiteren Zusammenarbeit mit Bundestrainer Joachim Franke abhängt, dessen Vertragssituation derzeit unklar ist. Der 66jährige gilt als einer der erfolgreichsten Trainer der Welt und betreut Claudia schon seit 15 Jahren.

Auf Mallorca ist Claudia Pechstein in diesen Tagen mit einer Gruppe von Inline-Skatern unterwegs, die an der Skater-Woche des Robinson-Clubs teilnehmen. Den Club kennt sie gut. Mitte 2003 war die Sportlerin zur Eröffnung nach dem Neubau der Anlage eingeladen und landete erstmals auf Mallorca. Inzwischen kommt Pechstein nach kurzem Überlegen auf acht Aufenthalte. Skater-Wochen und Trainingslager. Fühlt sie sich im Club zu Hause? „Naja, zu Hause nicht unbedingt. Aber man kennt sich schon etwas aus.”