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VON SABINE BLATTERT

Schon beim Betreten des Festplatzes der „Feria de Abril” sind andalusische Rhythmen aus den „Casetas”, den Festzelten, zu vernehmen. Frauen in bunten Rüschenkleidern passieren den Platz. Stolze Reiter präsentieren ihre Pferde. In den Casetas ist die Hölle los und das schon zur Mittagszeit. Denn es ist Sonntag. Die Leute tanzen Flamencos und Sevillanas, einige in Straßenkleidung, andere in Festtagsrobe. Schon die kleinen Mädchen tragen farbenfrohen Flamenco-Kostüme, starten auf der Tanzfläche erste Versuche.

„Bis in die frühen Morgenstunden feiern die Leute hier. Essen, trinken und tanzen bei Flamencomusik gefällt nicht nur den Spaniern. Auch viele Deutsche und Briten besuchen unsere Feria”, sagt Pedro Gil, Vorsitzender des Andalusiervereins auf Mallorca stolz („Casa de Andalucía en Baleares”). Im Gegensatz zu früheren Jahren strömen außerdem verstärkt junge Mallorquiner auf den Festplatz, um das bunte Treiben hautnah mitzuerleben.

Seit bereits 16 Jahren wird in Palma das aus Sevilla stammende Volksfest zelebriert. Ins Leben gerufen wurde es durch eine Gruppe hier lebender Andalusier, die als Arbeitskräfte in den 60er Jahren auf die Insel kamen. Ihr jahrhundertelang gepflegtes Volksfest sollte ein Stück Heimat nach Palma bringen. „Ursprünglich”, so erklärt Gil, „wurde mit Vieh gehandelt.” Von dieser Tradition ist heute nur noch wenig übriggeblieben. Die „Feria” ist in Sevilla genauso wie auf Mallorca zu einem rauschenden Fest mit bunten Kleidern, Tanz und Gesang geworden.

„Angefangen haben wir damals mit vier Festzelten”, erinnert sich Gil. Mittlerweile stehen in Palma 28 Casetas (eines davon vom MM-Verlag Grupo Serra), in denen landestypische Spezialitäten und traditionelle Tänze geboten werden. Gil verweist gerne auf steigende Besucherzahlen. Im letzten Jahr waren es 500.000; diese Marke ist trotz des Sturms in der Wochenmitte schon übertroffen, und die Fiesta geht ja noch bis Sonntag, 7. Mai, weiter.

Als besondere Tapasspezialitäten gelten Boquerones (fritierte Sardellen), Calamares (Tintenfischringe), Gambas (Garnelen) und Chocos (kleine Tintenfische). Angeboten werden außerdem traditionell Serranoschinken und Käse. Fehlen darf dabei nicht der Rebujito – ein typisch andalusisches Getränk, das aus Seven up, andalusischem Sherry („Manzanilla”), Minze und Eis gemixt wird. Ansonsten trinkt man einfach Manzanilla pur.

Bisher standen, vor allem in den Abendstunden, musikalische Live-Auftritte auf dem Programm. Man hatte sogar die Möglichkeit, kostenlos Flamenco oder Sevillana zu erlernen. An diesem Wochenende stehen die Pferde im Mittelpunkt.

Das andalusische Fest ist mittlerweile zu einem internationalen Treffpunkt geworden, bei dem jeder für sich ein kleines Stück der südspanischen Kultur mitnehmen kann.