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Gleich der erste Tag der Wochen, die die schönsten im Jahr sein sollen, endete in einer Tragödie. Während die Eltern in der angemieteten Finca bei Pollença die Koffer auspackten, erkundete die fünfjährige Tochter den Garten. Als das Urlauberpaar wieder Zeit für die Kleine hatte, war es zu spät: Das Mädchen trieb leblos im Pool.

Ein authentischer Fall aus dem Vorjahr – und ein ganz typischer dazu, wie jetzt die Chefärzte der Kinderabteilung des Klinikums Son Dureta bestätigen. Nicht vom Meer geht die große Gefahr aus, sondern von öffentlichen und privaten Schwimmbädern. Dort sind kleine Nichtschwimmer viel schneller verloren als an den zumeist sanft abfallenden Stränden der Insel.

Die Kinder-Intensivstation von Son Dureta – es ist die einzige der Balearen – betreute von 1991 bis 2005 insgesamt 98 Kinder in kritischem Zustand, die sich zu lange unter Wasser befunden hatten. 21 Prozent dieser kleinen Patienten starben im Krankenhaus, weitere neun Prozent trugen irreversible Schäden davon. Ertrinken ist die dritthäufigste Todesursache in dieser Abteilung.

Der Arzt Juan Carlos de Carlos bekräftigt, dass seine Zahlen ohnehin nur die Spitze des Eisbergs sichtbar machten, denn sie berücksichtigen logischerweise weder die Fälle, bei denen der Tod noch vor Ort eintritt, noch jene, die glimpflich ausgehen und anderweitig behandelt werden können.

87 Prozent der eingelieferten Jungen und Mädchen in Son Dureta waren in Schwimmbädern untergegangen, wobei es weit mehr Fälle in öffentlichen, sprich: Hotel-Pools als in privaten Schwimmbecken gibt.

Die Mediziner haben auch eine Art Opferprofil erstellt: Ausländer, fünfeinhalb Jahre alt, Nichtschwimmer. Und: Besonders häufig sind diese Unglücke am ersten Tag des Urlaubs zu beklagen.

Die Mediziner betonen, dass die Zahl der jährlichen Fälle nicht abnimmt. Daher ihr Appell an alle Eltern: Kleine Kinder nicht aus den Augen lassen! Außerdem sei es ganz wichtig, im Falle eines Falles schnell mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen (Mund-zu-Mund-Beatmung, eventuell Herzmassage). In puncto Personal-Ausbildung von Schwimmbädern sei gegebenenfalls der Gesetzgeber gefordert.