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Die Genehmigung kam auf den letzten Drücker. Erst 24 Stunden vor dem „Correbou” von Alaró am Samstag gab das zuständige Ministerium in Palma grünes Licht für den umstrittenen Stierlauf. Die Verantwortlichen stützten sich bei der Entscheidung auf eine Bestätigung von Alarós Bürgermeister Miquel Deyà, wonach das Spektakel mehr als 100 Jahre alt sei.

100 Jahre, das ist die magische Zahl im Spiel mit der Kreatur. Nur wer so langjähriges Brauchtum nachweisen kann, darf mit einer Genehmigung für Spektakel rechnen, in denen Tiere zu Schaden kommen. Im Falle von Alaró war und ist das Plazet umstritten. Tierschützer und die linksnationalistische PSM im Gemeinderat pochen darauf, dass der Correbou illegal sei, da er keineswegs alljährlich zelebriert, sondern erst im vergangenen Jahr wieder eingeführt wurde.

Die Beobachter am Samstag waren sich im übrigen weitgehend einig, dass der Stierlauf eine eher traurige Veranstaltung gewesen sei. Die Jugend hatte zwar ihren Nervenkitzel, doch es kam auch zu Beileidsbekundungen, als Jungtiere einknickten oder eines vor Erschöpfung am Boden blieb.

Während in Alaró noch gekämpft wird, haben die Tierschützer in Fornalutx weitgehend kapituliert. Auch dort wird jedes Jahr ein Correbou veranstaltet, das Fleisch des Stieres anschließend unter den Bewohnern verteilt. Offenbar ist der Traditionsbefund in der Tramuntana-Gemeinde „wasserdicht”.

Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Die Tierschutzvereine können sich zugute halten, dass sie zwei andere Spektakel gekippt haben: das Entenwerfen in Colònia de Sant Jordi (siehe Seite 3) und in Can Picafort. Beide Organisationskomitees haben, nachdem sie jährlich Bußgeldbescheide für die illegale „Suelta de patos” kassierten, die lebenden Enten durch Plastiktierchen ersetzt. In Can Picafort findet die Veranstaltung am Dienstag, 15. August, gegen 12 Uhr statt.

Noch lange werden sich die Gegner allerdings die Zähne am „echten” Stierkampf ausbeißen. Er ist in Spanien nach wie vor fest verankert – und legal. Mallorca ist keine Stierkampfhochburg, hat allerdings einige Arenen. Die prächtigste ist das „Coliseo Balear” in Palma, wo jährlich ein knappes Dutzend Corridas ausgetragen werden – die nächste am Donnerstag, 10. August, um 22.30 Uhr. Mit Jesulín de Ubrique und „El Cordobés” gehen zwei Stars der Szene in den Ring. Dritter im Bunde ist Sebastián Castella.

Auch in einigen Dörfern hat das alte Spiel mit dem Tod Tradition. So sterben, vor allem zu Fiestazeiten, Stiere in Muro, Alcúdia und Inca zum Vergnügen der Zuschauer.

Und dann gibt es natürlich noch die Spektakel im Geheimen. Bei illegalen Hahnenkämpfen sollen große Wettsummen im Spiel sein, und in so manchem Hinterhofschuppen werden angeblich auch Kampfhunde aufeinander losgelassen.

Die Aufzählung mag erschrecken. Doch Tatsache ist, dass es auf Mallorca relativ harmlos zugeht. In einigen Dörfern und Städten des Festlandes haben weit schrecklichere Quälereien Tradition. Den Tierfreunden vor Ort ein schwacher Trost.