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Isabel klingt reichlich gefrustet: „Männer sind wie Toiletten”, zitiert sie eine alte Parole aus dem Geschlechterkampf, „entweder sie sind besetzt oder ....”. Die Männer hätten sich verändert, klagt sie. „Vor 20 Jahren, da waren Männer noch richtige Männer, heute sind sie mit 35 noch Kinder, die keine Verantwortung übernehmen wollen.” Die 41jährige ist seit einem Jahr Single. Ihr Alter empfindet sie als Problem: „Da wird einem sofort Torschlusspanik unterstellt, obwohl ich doch einen Mann suche, mit dem ich die schönen Seiten des Lebens teilen kann.” Inzwischen habe sie sich damit abgefunden, „für den Rest meines Lebens Single zu bleiben”.

Das mag übertrieben sein. Aber Fakt ist, dass es in den westlichen Gesellschaften immer mehr Singles gibt und dass sich offenbar viele Singles – auf Mallorca und anderswo – schwer tun, einen neuen, und vor allem den richtigen Partner zu finden. Eine der Cliquen, die sich am Donnerstagabend bei der Eröffnung der Bar Villario in Palmas Ausgehmeile Can Barbará zusammengefunden hat, besteht aus etwa 15 Singles im Alter zwischen 30 und 45. Manche suchen schon seit fünf, sechs Jahren nach ihrer „media naranja”, wie die Spanier zum passenden Gegenstück sagen. Denn das Single-Dasein ist für die allerwenigsten ein Wunschzustand (siehe Interview S. 23).

Isabel und ihre Freunde gehören zu einer großen Bevölkerungsgruppe: In Spanien gibt es etwa 7'5 Millionen Alleinlebende, in Deutschland sind es 11'2 Millionen. Und es werden immer mehr: In den vergangenen zehn Jahren habe die Zahl der Scheidungen und Trennung weltweit um 80 Prozent zugenommen, in derselben Zeit sei die Zahl der Alleinerziehenden um 79 Prozent gewachsen, und in zwei Jahrzehnten habe sich die Zahl der 29jährigen Singles in Spanien verdreifacht.

Während Isabel glaubt, dass die Männer in Spanien sich immer noch schwer tun mit der veränderten Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft, zeigt sich Oscar (35) vom Geschlechterkampf unberührt: „Für mich zählt die Person, das Geschlecht ist mir egal, wenn es um Zuneigung geht.” Gabriela (30) aus Argentinien führt schlechte Erfahrungen ins Feld: „Männer sind so wechselhaft. Ich vertraue nicht mehr so schnell.” Und für Nacho (37) ist das momentane Single-Dasein nach seiner Scheidung „eine Phase”. Er kritisiert, die Frauen seien zu launisch und vielen „fehlt es am Grips”.

Was die Singles laut der Parship-Studie beim anderen (oder gleichen) Geschlecht suchen, sind Humor (91 Prozent), Sex (84 Prozent), Selbstsicherheit (84 Prozent), gemeinsame Aktivitäten (80 Prozent) und Kinderliebe (73 Prozent). Von einer Beziehung erwarten sie sich neben gutem Sex (92 Prozent) vor allem Treue (91 Prozent) und Liebe und Romantik (84 Prozent). Der „typische” spanische Single mag Restaurants, Partys und Kino. Der deutsche Single flirtet und kocht gerne und sucht „was Langfristiges”.

42 Prozent der befragten europäischen Singles halten das Internet für ein geeignetes Mittel zur Partnersuche, in Spanien sind allerdings nur 25 Prozent der Frauen, aber 52 Prozent der Männer davon überzeugt. Vielleicht deshalb sind manche dieser Kontaktbörsen für Frauen gratis, wie etwa www.meetic.es. Dort kann man spanienweit – nach Regionen gegliedert – einen Partner suchen oder sich selbst mit oder ohne Foto vorstellen. Derzeit sind dort jeweils knapp 1000 auf den Balearen lebende Männer und Frauen eingetragen. Die meisten mit Foto: „Sonst bringt das wenig”, sagt Hanna (35), die bereits mehrere Bekanntschaften über die Homepage gemacht hat. „Der Traummann war bislang nicht dabei”, sagt die auf Mallorca lebende Deutsche, „aber ein paar nette Leute habe ich auf diese Weise kennengelernt.” Auch Adrian Brancolino, einer der Betreiber des Villario, hat die Dienste der Internet-Partnervermittlung in Anspruch genommen. Dabei ist ihm die Idee gekommen, sein Lokal in Zukunft neben dem normalen Betrieb ebenfalls zu einer Art Kontaktbörse und Single-Treffpunkt zu machen. „Wir wollen ein geschützter Raum für die ersten Dates sein, damit niemand befürchten muss, bösen Absichten auf den Leim zu gehen”, sagt der Argentinier.

Die Internet-Kontaktbörse ist zwar nicht altersbegrenzt, aber offenbar tun sich viele ältere Menschen doch schwer mit diesem Mittel der Partnersuche. „Von unseren Mitgliedern haben vielleicht zehn Prozent Internet”, sagt Dieter Klein (58), der den Single-Treff für Deutschsprachige auf Mallorca vor fünf Jahren ins Leben gerufen hat. Die meisten der Singles seien zwischen 50 und 60 Jahre alt. Durch die Deutschsprachigkeit ist die Zahl der potentiellen Kandidaten natürlich von vornherein begrenzt – aber Treffen in anderen Sprachen seien gescheitert, weil die Verständigung nicht gut funktioniert habe.

In den vergangenen fünf Jahren haben sich nur drei Paare über den Single-Treff zusammengefunden. Das Hauptproblem: Im Club herrscht akuter Männermangel. Zwei Drittel der rund 50 Mitglieder sind Frauen. „Warum das so ist, kann ich auch nicht erklären.”

Auch wenn der Single-Treff sein eigentliches Ziel verfehlt hat, werde er doch fortgeführt: Das Motto des Singletreffs sei von Anfang an gewesen: „einfach nette Menschen kennenlernen”, sagt Klein. Und das habe man erreicht. „Es haben sich Freundschaften entwickelt, wir feiern und unternehmen Dinge zusammen, und man hilft sich gegenseitig. Der Bedarf ist da.” Er selbst hatte Glück: „Ich habe inzwischen meine Traumfrau gefunden.” Allerdings nicht im Single-Treff, sondern über eine Kontaktanzeige in der Zeitung.