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Einen Moment lang zögert Jaume Font, als ihm der Fernsehreporter das kleine Plastikfläschchen reicht. Dann nimmt er aber doch ein Schlückchen. „Seht her: Es geht doch”, sagt der Blick des balearischen Umweltministers. Soeben hat er vor laufender Kamera Kranwasser aus Sa Pobla getrunken – und das ist so stark mit Nitrat belastet, dass jetzt sogar die Stadtverwaltung die Bürger auffordert, zum Trinken und Kochen lieber Mineralwasser aus dem Supermarkt zu benutzen. So groß ist die Gefahr aber gar nicht, behauptet Font, der lange Bürgermeister des Orts im Inselnorden war.

Wie gut Mallorcas Trinkwasser tatsächlich ist? Die Expertenmeinungen gehen da weit auseinander. Es ist aber längst nicht nur der Fernsehsender Telecinco, der auf Probleme wie in Sa Pobla aufmerksam geworden ist. Auch die Umweltschützer von Greenpeace kritisieren die Wasserqualität auf Mallorca.

Die wichtigsten unterirdischen Wasserreservoirs der Insel seien mit Nitrat verseucht, heißt es in einem Bericht der Organisation zum Zustand des Trinkwassers in Spanien. In den Gegenden um Inca und Sa Pobla würden die Grenzwerte weit überschritten. Schuld daran sei das übertriebene Düngen in der Vergangenheit.

Lange Zeit war nicht die Qualität das größte Problem, wenn es ums mallorquinische Trinkwasser ging, sondern die Menge. Während der Dürreperiode Ende der 90er Jahre musste gar Ebro-Wasser vom Festland herangeschafft werden. Seit einigen Jahren sind solche Engpässe nun ausgeblieben – weil es ausreichend geregnet hat und weil die Balearen-Regierung viel Geld investiert.

Gesichert ist die Trinkwasserversorgung damit zwar nicht – Mallorca bleibt abhängig von der Regenmenge –, zumindest aber tut sich etwas. Im Gegensatz zur Qualität des Wassers. Die Verbraucherschutz-Organisation OCU (Organización de Consumidores y Usuarios) kritisiert vor allem den Mangel an Information. So gibt es zwar seit 2003 eine Internet-Seite des spanischen Gesundheitsministeriums, auf der Details zur Trinkwasserqualität jeder Gemeinde des Landes veröffentlich werden sollen, die Informationen seien laut OCU allerdings in den meisten Fällen „veraltet, unvollständig oder unverständlich”.

Für Palma gilt: Es sind überhaupt keine Daten vorhanden. Laut der Pressestelle des Umweltministeriums hat das einen einfachen Grund: Per Gesetz seien die Angaben zur Wasserqualität nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern nur für den internen Gebrauch. Aber auch die Bürger haben ein Recht zu wissen, was die regelmäßigen Kontrollen des Trinkwassers an ihrem Wohnort ergeben haben – und zwar „pünktlich, ausreichend, angemessen und aktuell”, wie es im Text des Dekrets über die Wasserqualität heißt.

Auch das balearische Gesundheitsministerium erklärt sich jedoch für nicht zuständig, was diese Art von Information anbelangt – obwohl auch dort regelmäßig Wasserproben untersucht werden. Ergibt eine Kontrolle gesundheitsgefährdende Werte, werde die betroffene Gemeindeverwaltung informiert, sagt eine Ministeriumssprecherin. Diese seien nicht nur für die Wasserversorgung zuständig, sondern auch für die Kontrollen und für die Information der Öffentlichkeit. Eine einheitliche Umsetzung gibt es allerdings nicht.

 

Mancherorts stehen auf der Wasserrechnung Hinweise zu den Kontrollergebnissen, Palmas Versorgungsunternehmen Emaya veröffentlicht die Zahlen auf seiner Internetseite – kommentarlos. In Sa Pobla andererseits dürfte die Bevölkerung inzwischen ohnehin sensibilisiert sein und auf den schnellen Schluck aus dem Wasserhahn grundsätzlich verzichten.