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Die Kritiker waren schon formiert, bevor das Projekt vorgestellt wurde. Vicenç Grande, der ehrgeizige Präsident des ewig schwächelnden Erstligisten Real Mallorca, wird's nicht leicht haben mit seiner Sport-City. Hauptkritikpunkt: Die Tower seien viel zu gigantisch für Palma.

Zu gigantisch? Die Hauptstadt wächst seit Jahren in einem Maße, dass einem angst und bange wird – in die Breite. Die Wohn-, Industrie- und Gewerbegebiete stoßen, so scheint es, schon bald an Santa Maria und andere Um landgemeinden. Da kann die Idee, in die Höhe zu bauen, so verkehrt nicht sein – vorausgesetzt, es handelt sich um den Standort Son Moix und nicht um eine grüne Wiese.

Denn was, bitte schön, ist aus architektonischer Sicht gegen den Turmbau zu Son Moix zu sagen? Dass er das Stadtbild zerstört? Unsinn, das Stadion grenzt an ein nicht allzu hübsches Gewerbegebiet und an die Vía de Cintura. Und das so weit vom Stadtzenturm entfernt, dass garantiert kein Schatten auf die Kathedrale fällt. Also lasst den Grande machen, es ist sein Risiko, und wenn die möglichen Einnahmen helfen, Real Mallorca tatsächlich aus der Mittelmäßigkeit zu führen, umso besser.

Ich wünsche mir allerdings eine Debatte um die architektonische Ausführung des Projekts. Wenn schon, denn schon: Mallorca sollte mit der Sport-City wirklich um eine Attraktion reicher werden. Wie etwa Barcelona, das den – zunächst ebenfalls umstrittenen – Agbar-Tower erhalten hat und inzwischen bestens damit lebt. Kaum ein TV-Kommentator, der den gigantischen Phallus nicht als Hintergrund-Deko für seine Übertragung wählt.

Ernsthafte Sorgen muss man sich aber um die sogenannte Meeresfassade Palmas machen. Gut, dass das politische Gezänk um den Kongresspalast endlich ein Ende hat. Aber was geschieht mit dem Verkehr, was mit dem Gesa-Gebäude? Und ist eine erneute Wohnbebauung an dieser Stelle wirklich wünschenswert? Dieses Gebiet ist – im Gegensatz zu Son Moix – städtebaulich wirklich delikat. Es hätte einen internationalen Architekten-Wettbewerb verdient.