Am Montag in Madrid präsentierte ihn Daniel Craig, „el mejor
Bond de todos tiempos” – der beste Bond aller Zeiten –
höchstpersönlich, am Wochenende zuvor brach „Casino Royale” in
seinem Heimatland Großbritannien alle Rekorde: 19 Millionen Euro
hat das neueste 007-Kinoevent dort schon eingespielt, damit mehr
als der bisherige Rekord-Halter von 2002 „Stirb an einem anderem
Tag” (13 Millionen Euro). Selbst Sean Connerys Thron, der für
Nachfolger jahrzehntelang unerreichbar schien, scheint nun zu
wackeln: Bond ist blond.
Dabei hatte der Mann, der mit seinem „eisblauen Blick”, dem „in
Marmor gehauenen Göttertorso” und einem „Oberkörper, für den „Men's
Health”-Leser (so „Die Welt”) töten würden” jetzt alle zu
Begeisterungsstürmen hinreißt, anfangs einen schweren Stand: Von
„Weichei bis Warmduscher” reichten die ersten Urteile über den
Pierce-Brosnan-Nachfolger, der am 14. Oktober 2005 offiziell als
sechster Bond-Darsteller vorgestellt wurde. Jetzt ist sich die
Fachwelt einig: Der neue 007 ist härter denn je – und menschlicher
als alle seine Vorgänger ist er auch.
Denn Daniel Craig arbeitet mit vollem Körpereinsatz:
Knochenarbeit statt Laser-Armbanduhr. Töten ist für den
markig-kantigen 007 echte Handarbeit, die er höchstens noch seiner
Walther überlässt. Er schwitzt, rennt und kämpft, kriegt Schrammen
und Kratzer ab. Und auf die Frage, ob er seinen Martini geschüttelt
oder gerührt möchte, sagt Craig: „Scheißegal.”
Die Macher des 21. Bond-Abenteuers streben mit „Casino Royale”
nach einer Neudefinition des Klassikers: humorvoll ja, albern nein.
Deshalb fehlen in der Neuauflage der Persiflage von 1967 (mit David
Niven), in der man sich über die „Bond-Mania” noch lustig machte,
auch die bekannten Lieblingsfiguren eingefleischter 007-Fans: der
Waffen- und Technikbastler Q (Ex-Monty-Python John Cleese) und die
Sekretärin Miss Moneypenny. Daniel Craig ist ein einsamer Held.
Abgesehen von den Frauen natürlich, die auch im wahren Leben des
38-Jährigen eine Rolle spielen: Heike Makatsch, Kate Moss und viele
andere. In „Casino Royale” indes fehlen die klassischen
„Bond-Girls” – diesmal gibt es nur eine, und die reicht ihm das
Wasser. Apropos Wasser: In meerumschäumter Pin-up-Pose – wie zuvor
Ursula Andress und Halle Berry – entsteigt diesmal ein anderer
gestählter Körper den blauen Fluten: Daniel Craig himself. Oben
ohne. (spe)
Kinos: Porto Pi Centro, Salas Ocimax, Sala Augusta, Cinesa
Festival Park
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