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In der letzten Ausgabe betitelte MM einen Artikel aus der Feder des dpa-Korrespondenten in Madrid, Hubert Kahl, über Korruption in Spanien mit den Worten: „Marbella ist überall”. Kein Journalist ahnte zu jenem Zeitpunkt, dass dies in erschreckender Weise und in gewaltigem Ausmaß auch auf Mallorca zutrifft.

Außer den Beteiligten am Korruptionsskandal von Andratx natürlich. Und außer Joan Mesquida, dem mallorquinischen Ex-Finanzminister, jetzt oberster Chef von Guardia Civil und Nationalpolizei, der längst seine besten Spezialisten, gestählt im Austrocknen des Immobilien-Sumpfs an der Costa del Sol, auf die Insel entsandt hatte.

Auf Mallorca wussten natürlich viele, dass im Rathaus von Andratx nicht alles mit rechten Dingen zugehen konnte, weil zum Beispiel in ausgewiesenen Grünzonen gebaut werden durfte, dass Baugenehmigungen illegal erteilt, dass Hände aufgehalten wurden. Aber das ganze Ausmaß des Skandals brutaler Bereicherung hat doch alle überrascht.

Korruption gab und gibt es auch in anderen Gemeinden. Verschämt, im Verborgenen wurden und werden Dinge möglich gemacht. Aber der Fall Andratx mit seiner geballten kriminellen Energie ist einmalig.

Anderswo wird es gern aber auch anders gehandhabt. Da wird ein Antragsteller zum Beispiel gefragt, ob er nicht einen hübschen Betrag für den neuen Sportplatz spenden wolle: Helfe, so wird dir geholfen. Persönlich bereichert sich dabei aber niemand.

Der Andratx-Skandal hat natürlich Auswirkungen auf dem gesamten mallorquinischen Immobilienmarkt. Das Vertrauen der Investoren wird zumindest zeitweise leiden, Nachfrage und Preise könnten zurückgehen.

Aber nicht längerfristig, wenn Mallorca den Skandal als Chance begreift, überall auszumisten, wo es etwas auszumisten gibt, um schließlich als Phoenix aus der Asche wieder aufzufliegen. Denn das (Immobilien-)Paradies Mallorca hat bekanntlich Grenzen und ist nicht vermehrbar. Für ein Domizil im sonnigen Süden in einem Paradies ohne schwarze Schatten darf es dann bald auch wieder ein bisschen mehr sein.