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Der Korruptions-Skandal von Andratx hat den lokalen Rahmen gesprengt. Es geht nicht mehr nur um den Alkalden und seine mutmaßlichen Komplizen, der „Caso Andratx” bringt die ganze Balearen-Regierung in Bedrängnis. Der Stuhl des Innenministers wackelt schon.

Dass die linke Opposition den Fall auskosten würde, war zu erwarten. Überrascht zeigen sich einige Beobachter jedoch vom raschen Abrücken der PP-Koalitionspartnerin Maria Antònia Munar (UM). Sie fordert bereits offen den Rücktritt des Ministers. Allzu verwunderlich ist das in Wirklichkeit nicht. Der Wahlkampf ist ausgebrochen, die „Inselprinzessin”, der man vieles, aber bestimmt nicht mangelndes Gespür für Stimmungen vorwerfen kann, sieht ihre Chancen für die Wahlen zum Govern wachsen. Und sie kann sich sicher sein: Das Thema wird ihr und der PSOE bis zum Urnengang am 18. Mai erhalten bleiben.

Die PP-Riege in Palma verfährt nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft soll unverhältnismäßig hart vorgegangen sein, auch politische Motive werden den Initiatoren der Aktion „Voramar” unterstellt. Auch hier gilt: Die Wahlen lassen grüßen.

Voramar droht so zum politischen Spielball zu werden. Man kann nur hoffen, dass die Ermittler unter solchen Vorzeichen eine saubere und unabhängige Arbeit leisten können. Denn die Aufarbeitung ist notwendig. Es gab allzu viele Indizien dafür, dass in Andratx nicht alles mit rechten Dingen zuging. Abgesehen von der strafrechtlichen Aufarbeitung der Korruptionsvorwürfe kommen jetzt die Baugenehmigungen der vergangenen Jahre auf den Prüfstand. Oberster Prüfer: der Inselrat unter Maria Antònia Munar.

Das Ansehen von Andratx und der Insel mag unter dem Skandal vorübergehend leiden. Doch die Bilanz wird positiv sein für Mallorca. Nicht nur in Andratx werden die Rathaus-Oberen künftig die Gesetze etwas ernster nehmen, wenn es ums Bauen in Schutzzonen geht. Möglicherweise wird der Gebietsschutz generell verstärkt werden. Mallorca erwartet ein spannendes Wahljahr.