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Die Preise für Kunst steigen und steigen, Gemälde erreichen Höchstpreise, an die noch vor einigen Jahren niemand gedacht hat. Und die Deutschen sind, was die Kunst anbelangt, wieder einmal Weltmeister. In keinem anderen Land gibt es so viele Museen und gut besucht sind sie auch noch. Kunst gehört zum gepflegten Partygespräch; man hat sich auszukennen, um mitreden zu können. Ein Jörg Immendorff ist längst nicht mehr nur für Schlagzeilen in Fachzeitschriften gut, sondern auch in der Boulevardpresse. Die weltweiten Kunstmessen sind auch gesellschaftliche Ereignisse.

Geht es beim Kunsthandel um reine Geldanlage oder um die Kunst selbst? Hans Neuendorf, der vor zehn Jahren mit seiner Kunstdatenbank „Artnet” startete, in der 1400 Galerien ihr Angebot präsentieren, und dessen Unternehmen inzwischen auch an der Börse erfolgreich ist, erklärte kürzlich in einem Interview, es gehe wirklich um die Kunst. Er ist der Meinung, dass jene, denen es nur ums Geld geht, selten recht behalten. Wobei natürlich zu berücksichtigen ist, dass Kunst für etliche Superreiche auch ein Statussymbol ist.

Der Drang zur Kunst oder zur Kunstreproduktion in den eigenen Räumen wird auch bestätigt durch die enormen Umsatzzahlen, die etwa ein Unternehmen wie Ikea hat. Immerhin ist Ikea Deutschlands größte Kunsthandlung, und niemand sollte darüber lachen. Bei Art Tam Tam in Palma kann man gescannte Kunstoriginale auf Leinwand, Fotopapier oder Holz erwerben und sich so sein persönliches Kunstwerk für einen fairen Preis ins Haus holen.

Dennoch – wer sich längere Zeit mit Kunst beschäftigt, hat dann doch einmal den Wunsch nach einem Original. Und wer Kunst auf Mallorca betrachtet, könnte auf die Idee kommen, nicht nur in der Miró-Stiftung die Werke des Meisters zu sehen, sondern auch jeden Tag zu Hause.

Die meisten Galeristen halten sich, was ihre Preise anbelangt, gerne bedeckt. Sie verhandeln konkret nur mit wirklich interessierten Käufern und Sammlern, denen sie oft auch reduzierte Preise einräumen. Aber darüber wird nicht gerne gesprochen, auch nicht auf Mallorca. Hier könnte man, sollte man ein Miró-Original wollen, höchsten bei Joan Oliver Maneu oder bei Pep Pinya fündig werden. Pinya war vor mehr als 30 Jahren der erste Galerist der Insel, der Miró vertrat. Er weiß, dass seine Kunden die geforderten und tatsächlichen Preise nicht gerne publiziert sehen möchten.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob die verschwiegenen Kunstliebhaber schwarzes Geld waschen wollen, ob sie an der Steuer vorbei manövrieren, ob sie sich vor Einbrechern fürchten oder einfach nur diskret sind.

Joanna Kunstmann, die einmal eine Miró-Lithografie für 7000 Euro verkaufte, ist da offener. Sie weiß aber aus leidvoller Erfahrung, dass manche Kunden heute immer häufiger handeln möchten: „Das ist oft sehr unangenehm. Denn ich wünschte mir einen transparenten Kunstmarkt.” Ihre Preislisten sind verbindlich.

Die großen Auktionshäuser legen ihre Preise oft erst nach Verkauf offen. Christie's in New York verkaufte Papierarbeiten (Zeichnungen, Gouachen, Kreide) von Joan Miró für Preise zwischen 12.000 und 250.000 Euro. Bilder auf Leinwand in Öl können weit darüber liegen, sind auf dem internationalen Kunstmarkt eine Seltenheit.

Bei Mirós Lithographien, Farbaquatintradierungen sind die Preise sehr unterschiedlich. Die Galerie Boisserée in Köln etwa bot kürzlich eine Farbaquatintradierung aus dem Jahr 1981 „La marchande des couleurs” für 42.500 Euro an. Lithografien können zwischen 5000 und 30.000 Euro kosten. Die Preise richten sich nach der Anzahl der Exemplare (zwischen 60 und 3500 Exemplaren, je nachdem ob das Werk eine Originalsignatur enthält oder nicht), nach der Serie oder dem Zyklus, dem Zustand. Eine gedruckte Farblithografie ist etwa bei „Ars Mundi” schon für 400 Euro zu bekommen. Poster kosten unter 20 Euro.

Der finanzielle Grundstock für Bau und Einrichtung der Miró-Stiftung in Palma war die Versteigerung von 42 Gouachen und Bildern von Miró aus seinem Privatbesitz drei Jahre nach seinem Tod. Es wurde niemals berichtet, wie hoch der Ertrag der Auktion in New York war.