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So viel hat sich in dem Beruf eigentlich gar nicht geändert in den letzen 50 Jahren – außer dem Namen. Früher hießen die Flugbegleiter „Steward” und „Stewardess””, und das liegt vor allem daran, dass man sich vor einiger Zeit von den vielen Angliszismen in der Fachsprache verabschieden wollte, erklärt Robert Salzl, der von 1962 bis 1996 Pilot – die letzten zehn Jahre davon Chef-Pilot – bei der Lufthansa war. Viele junge Mädchen und Frauen stellen sich auch heute noch so den Traumjob vor: Reisen, interessante Menschen und Orte kennenlernen.

Nicht anderes hatte auch Helli Salzl im Sinn, als sie sich 1966 mit 21 Jahren – das Mindestalter für Stewardessen – bei der Lufthansa bewarb. „Das war natürlich etwas ganz Neues und Aufregendes damals”, schmunzelt die heute 61-Jährige. „Teils habe ich noch in den alten Nachkriegsmodellen, teils schon in neuen Flugzeugen gearbeitet.” Der Flug von Wien nach Frankfurt, wo sie ihre Aufnahmeprüfung machte, war gleichzeitig der erste Flug ihres Lebens. Außer dass Abitur und zwei Fremdsprachen vorzuweisen waren, legte man damals ein großes Augenmerk auf die äußere Erscheinung: „Gewicht und Mindestgröße waren streng festgelegt”, erinnert sich Helli Salzl. „Das wird heute lockerer gehandhabt.”

Die Aufgaben einer Stewardess indes waren damals wenn auch weniger komplex als heute – ähnlich: Passagierbetreuung und -versorgung, Verantwortung für die Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen und deren Vermittlung, Bordverkauf. Zwar sei der Umfang etwa der Sicherheitsvorschriften mit dem technischen Fortschritt natürlich gewachsen, dafür hätten sich im Laufe der Jahre aber auch die Arbeitsbedingungen an Bord deutlich verbessert, so Robert Salzl: „Die technischen Entwicklungen – Klimatisierung, Küchenund Bordausstattung insgesamt – bieten heute natürlich ganz andere ergonomische Voraussetzungen. Die Unfallgefahr ist deutlich geringer, etwa durch rutschfeste Fußböden, auch die Klappsitze fürs Personal waren anfangs deutlich unbequemer.” Und von den Betten, die dem Service-Personal heute bei manchen Langstreckenflügen zur Verfügung stehen, wagte noch niemand zu träumen.

Wichtig war die Optik. An die Stöckelschuhe erinnert sich Helli Salzl mit recht gemischten Gefühlen: „Das war anstrengend.” Im Gegensatz zu den Uniformen, die zugeteilt wurden, konnte man die Schuhe mit einem Zuschlag vom Arbeitgeber selbst kaufen: „Dafür musste es dunkelblaues Glattleder sein – passend zur dunkelblauen Uniform.”

Mode war und ist immer ein wichtiges Thema beim Flugpersonal – inklusive Überraschungen. Auf dem ersten Flug 1955 waren die Uniformen noch klassisch: hellblaues Kleid zu hellblauer Kappe. 1957 erlaubte man sich erste Spielereien: Zur Zeit des Oktoberfestes wurden die Gäste von London nach München von Stewardessen im Dirndl begrüßt – Brünette in Rosa, Blondinen trugen hellblau. 1970 – 15 Jahre nach Wiederaufnahme des Flugverkehrs nach dem

Krieg – wurde die dritte Uniform eingeführt: der Mini-Look. Den trug auch Helli Salzl, die ihren Dienst 1966 antrat: „Der Rock endete über dem Knie.” Und noch ein „Must” gab es: „Die Kappe durfte nicht abgesetzt werden.” Erst Ende 1978 durften Stewardessen – das weibliche Bodenpersonal 1974 – den ersten Hosenanzug tragen. Apropos: Auch wenn heute rund ein Fünftel der Flugbegleiter Männer sind – sie waren von Anfang an dabei. Kochstewards sorgten schon 1958 in der „Senator-Lounge” fürs leibliche Wohl der Gäste: „Später wurden sie dann oft zu Stewards”, erinnert sich Robert Salzl.

In der eleganten Lounge ging es damals noch sehr gepflegt-gesellig zu – in dieser Hinsicht haben sich die Sitten geändert an Bord. In Zeiten des Massentourismus geht es heute teils so rüde zu, dass die Fluggesellschaften inzwischen eigene Richtlinien für „unruly behaviour” (ungebührliches Benehmen) der Passagiere entwickelt haben – darunter teils Selbstverteidigungskurse.

Trotzdem: „Flugbegleiter” ist nach wie vor ein Traumberuf – wenn auch mit Ecken und Kanten. Und Klischees: Etwa, dass viele dort den Mann fürs Leben suchen. Laut Statistik sind Ehen bei Flugpersonal nicht häufiger als in anderen Berufen – genauso Scheidungen. Helli und Robert Salzl haben sich tatsächlich auf einem Flug kennengelernt. Nur war er nicht als Pilot, sondern als Gast an Bord der Maschine von München nach Frankfurt. Es sollte wohl so sein.