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VON BERND JOGALLA

Die mallorquinischen Parteien entdecken die EU-Bürger. Auf den Listen für die nahenden Kommunalwahlen stehen weit mehr Ausländer als noch vor vier Jahren. Den Parteichefs ist offenbar bewusst geworden, dass die Immigranten mit Wahlberechtigung in so mancher Gemeinde das Zünglein an der Waage spielen könnten.

Wie die Kandidaten in den letzten Wochen aus dem Hut gezaubert wurden, lässt darauf schließen, dass nur dieses Kalkül der Beweggrund für die „Umarmung” war – und nicht etwa die innere Überzeugung, die „neuen Mallorquiner” an der politischen Gestaltung teilhaben zu lassen. Einige Listenplätze wurden gar so hektisch besetzt, dass die Bewerbungen wieder zurückgenommen werden mussten.

Aber sei's drum. Was hier entsteht, hat Zukunft. Auch wenn es noch ein bisschen länger dauern sollte. Bislang war es doch so, dass sich die Deutschen, Franzosen oder Briten auf Mallorca überhaupt nicht für die Kommunalwahlen interessierten; die Wahlbeteiligung sprach Bände. Als Resident mault man zwar gerne über die Zustände in der Gemeinde, die Beschwernis, sich ins Wählerregister eintragen zu lassen und dann auch noch sein Kreuzchen zu machen, war jedoch schon zu viel.

Das könnte sich nun ändern. Die Chance, jemanden wählen zu können, der meine Interessen wahrnimmt, steigert automatisch die Aufmerksamkeit. Und die Britin Kate Mentink, in den vergangenen vier Jahren im Stadtrat von Calvià, hat gezeigt, dass man als Ausländer/in durchaus Gestaltungsmöglichkeiten hat. Auch das darf Wählern wie Kandidaten als Motivierungsschub dienen (wenngleich im kosmopoliten Calvià sicherlich manches einfacher ist als in den mallorquinischen Ur-Dörfern).

Hoffentlich gelingt es also möglichst vielen europäischen Kandidaten, in Gemeindeparlamente einzuziehen. Nur so kann eine gewisse Kontinuität in der Zusammenarbeit entstehen. Sonst droht die Gefahr, dass das Interesse der Parteien an unserer politischen Integration ganz schnell wieder nachlässt- um in exakt vier Jahren neu zu erwachen.