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Mallorca sieht mit Spannung den Regional- und Kommunalwahlen am Sonntag entgegen. Dabei steht der Gewinner auf Balearen-Ebene so gut wie fest. Weder Forschungsinstitute noch politische Beobachter zweifeln daran, dass der amtierende Ministerpräsident Jaume Matas (PP) die Wahl gewinnen wird.

Die Spannung liegt vielmehr in der Frage, wie hoch er gewinnen wird. Reicht es für die absolute Mehrheit, oder muss er sich einen oder mehrere Partner ins Regierungsboot holen? Wird womöglich die mächtige „Inselprinzessin” Maria Antònia Munar den Ausschlag geben? Oder kommt alles ganz anders: Matas gewinnt, aber der Rest der Parteien schließt sich unter Führung des Sozialisten Francesc Antich wie vor acht Jahren zu einem „Pacte” zusammen und übernimmt die Macht? Sie sehen – die Verhältnisse sind nur scheinbar klar.

Die beherrschenden Themen, die den Ausschlag zugunsten des einen oder anderen geben werden, liegen auf der Hand: Baupolitik und Korruption. Der Wald von Kränen auf Mallorca und der damit verbundene Finanzsumpf nicht nur in Andratx haben der Opposition Auftrieb gegeben. Wachstumskurs oder Innehalten mit allen Konsequenzen – die Balearen-Bewohner haben wirklich die Wahl.

Die Kommunalwahlen stehen angesichts solcher Weichenstellungen etwas im Schatten. Dabei haben sie gerade für uns EU-Ausländer eine ganz neue Dimension erhalten: Nicht einige wenige wie noch vor vier Jahren, nein, gleich Dutzende von Ausländern stehen auf den Wahllisten. Die Parteien haben den Wert unserer Stimmen entdeckt – und Deutsche, Briten oder Franzosen den Mut gefasst, Einfluss zu nehmen. Hier entsteht etwas Großartiges! Wenn es einigen Kandidaten wirklich gelingt, in die Räte einzuziehen, kann daraus eine neue Qualität des Zusammenlebens entstehen. Es geht ja nicht nur darum, dass Deutsche oder andere ihre Lobby im Rathaus haben. Viel wichtiger ist, dass uns die Mallorquiner nicht nur als Gäste, sondern auch als Mitbürger akzeptieren. Eine große Chance.