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Mallorcas Bestatter sind empört: Eine Leiche ist verschwunden. „In diesem Fall ist wirklich alles schiefgelaufen”, sagt Nofre García: „So etwas habe ich noch nie erlebt.” Dabei kennt er das Geschäft genau, García ist Vorsitzender der mallorquinischen Bestatter-Vereinigung und hat den Fall der toten Deutschen und ihres unauffindbaren Leichnams ans Licht gebracht. Sowohl an das balearische Gesundheitsministerium als auch ans deutsche Konsulat und die Presse hat er sich gewendet. Ausgerechnet gegen einen deutschen Bestatter erhebt er schwere Vorwürfe: Er verfüge nicht über die erforderlichen Lizenzen, dürfe seinen Beruf auf Mallorca nicht ausüben. „Das muss Konsequenzen haben”, so García.

Derweil ist Ernst Hackl spürbar mitgenommen. Er ist Chef des ersten deutschen Bestattungsunternehmens auf Mallorca („Die weiße Taube” in Porreres) und ihm gilt der Zorn seiner Berufskollegen. „Ich habe nichts Strafbares getan”, beteuert Hackl, er habe nur im Sinne seiner Kunden gehandelt. So, wie er es seit Jahrzehnten auch in Deutschland tue.

Er schildert den Fall folgendermaßen: Ende April sei in Portopetro eine Deutsche tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Da es Blutspuren gab, sei der Leichnam zunächst in die Gerichtsmedizin nach Palma gebracht worden, um die genaue Todesursache festzustellen. Herzversagen, lautete das Ergebnis. Dabei sei die Frau gestürzt, daher das Blut. Etwa einen Monat nach dem Tod der Frau, sei er von den Hinterbliebenen mit der Einäscherung und Überführung des Leichnams beauftragt worden, sagt Hackl. Er holte den Körper ab – und dann verliert sich dessen Spur.

„Die Leiche wurde jedenfalls nicht auf Mallorca eingeäschert”, stellt García von der Bestattervereinigung fest. Eine Transportlizenz gebe es auch nicht. „Bis heute ist der Leichnam nicht wieder aufgetaucht.” Ernst Hackl hat dafür eine einfache Erklärung: Er habe die Tote nach Barcelona gebracht, dort einäschern lassen und anschließend die Urne an die Hinterbliebenen übergeben. Ihm sei nichts anderes übrig geblieben, da sich der einzige Betreiber von Krematorien auf Mallorca (die Empresa Funeraria Municipal, EMF) weigere, mit ihm zusammenzuarbeiten. „Warum sollte ich sonst zur Einäscherung bis nach Barcelona fahren?”

Der EMF-Vorsitzende Oscar Collado beteuert, die Krematorien könnten von jedem genutzt werden, der eine entsprechende Lizenz hat. Das sei bei Hackls Unternehmen nun einmal nicht der Fall. Tatsächlich hat die Gemeindeverwaltung von Porreres noch keine Betriebserlaubnis für „Die weiße Taube” ausgestellt. Hackl leugnet das nicht: „Wir leben aber in Europa und darum darf ich hier mit meiner deutschen Lizenz arbeiten.”

Wer recht hat, das muss nun das balearische Gesundheitsministerium klären, das den Fall prüft. Noch will man sich dort nicht äußern, allerdings geht man im Ministerium schon längst nicht mehr von einem verschollenen Leichnam aus. Die sterblichen Überreste seien vermutlich wohlbehalten in Deutschland angekommen, so die Vermutung.

Die deutsche Konsulin Karin Köller erklärt sich ihrerseits für nicht zuständig. Selbst wenn tatsächlich die Leiche eines deutschen Staatsangehörigen verloren gehen sollte, würde das Konsulat nur aktiv, wenn sich die Angehörigen melden. Dies sei hier jedoch nicht der Fall.

Für Ernst Hackl ist die Lage eindeutig: Es gehe nicht um eine fehlende Lizenz, sondern schlicht und einfach darum, ihm das Leben schwer zu machen. Das laufe schon seit Monaten so, seit er sich entschlossen hat, auf Mallorca das erste deutsche Bestattungsinstitut zu eröffnen.