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Mallorca - Dicke Rauchschwaden wabbern durch das kleine Hinterzimmer. Bei schummriger Beleuchtung sitzen finstere Gestalten um den Tisch herum und starren teilnahmslos wirkend auf die Karten. Einer legt ein Bündel Scheine auf den Tisch. Die Spannung steigt.

So oder ähnlich stellte man sich lange Zeit eine Partie Poker vor. Doch das Image hat sich gewandelt. Inzwischen wird Pokern in der Öffentlichkeit nicht mehr nur als Glücksspiel wahrgenommen, sondern als Strategiespiel wie Schach. Es kommt auf Taktik und Konzentration an – Glück gehört natürlich auch dazu.

Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit einen regelrechten Poker-Boom. Nicht zuletzt, weil Eurosport und das DSF das Spiel durch ihre Übertragungen salonfähig gemacht haben. Nun hat der Boom auch Mallorca erreicht. In Hinterzimmern von Kneipen in touristischen Zonen wie der Playa de Palma wird schon seit Langem gezockt. Natürlich illegal, und nicht selten geht es dabei auch um viel Geld. In Cala Rajada etabliert sich dagegen seit Mitte Juni eine andere Variante: Die „Poker-Bundesliga” hat Einzug gehalten in das Lokal „La Strada”, das bisher vor allem als Top-Treffpunkt der Fußballfans bekannt war.

Bei der Poker-Bundesliga handelt es sich um einen der großen Turnier-Veranstalter in Deutschland. Peter Reil und sein Partner Ingo Bock, bisher Franchise-Nehmer der Liga für Baden-Württemberg, siedelten nach Mallorca über, stellten sechs Poker-Tische im „La Strada” auf und veranstalten dort täglich Turniere, bei denen es Sachpreise zu gewinnen gibt. Seit Montag kann man auch an der Playa de Palma im Hotel Alce um Bundesliga-Punkte spielen. „Wir sind die Einzigen, die eine bundesweite Rangliste haben”, erläutert Peter Reil das Prinzip. Es gibt auch regionale Ranglisten, bis runter zur Kreisliga. Ein Spieler wird dort geführt, wo er wohnt, nicht dort, wo er spielt. Das heißt zum Beispiel, dass ein Kölner bei einem Turnier in Bayern etwas für seine Ranglistenposition tun kann. „Jetzt geben wir den Spielern die Gelegenheit, auch im Urlaub Punkte zu sammeln”, so Reil.

In den ersten Wochen gebe es pro Nacht etwa 150 Teilnehmer im „La Strada”, die für die Teilnahme 15 Euro zahlen. Dann versuchen sie mit Plastikchips ihr Glück am Zehnertisch, wo sich ein Spieler nach dem anderen verabschiedet. Der Sieger kann am folgenden Tag das Finale spielen, wer rausfliegt, darf sich an einem anderen Vorrundentisch neu einkaufen.

In den ersten Wochen machten vor allem Urlauber mit, was auch das Ziel war. Der Anteil deutscher Residenten betrage „etwa 20 Prozent”, was immerhin dazu führte, dass man im Internet bereits eine Spanien-Rangliste findet.

Ziel von Reil und Bock: Die Poker-Bundesliga soll in möglichst vielen mallorquinischen Orten vertreten sein – in den kommenden Wochen und Monaten will man noch einige Unter-Lizenzen vergeben.

Weitere Infos im Internet: www.poker-bundesliga.de.