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Wenn Dieter Albrecht in See sticht, dann nicht um Krabben zu fischen oder Ausflügler über die Wellen zu schippern. Der Kapitän aus Carolinensiel in Ostfriesland führt seit 28 Jahren Seebestattungen durch. Und das nicht nur auf der Nordsee: Seit nunmehr zehn Jahren ist der Geschäftsführer der Seebestattungs-Reederei

Albrecht auch in den Gewässern rund um Mallorca tätig. Bei wachsender Nachfrage. Allein im vergangenen Jahr waren es 20 Ausfahrten, um einem Verstorbenen das letzte Geleit zu geben.

„Die Zunahme liegt in der demographischen Entwicklung”, sagt Albrecht. Viele Deutsche, die vor 40 Jahren Mallorca entdeckten, die Insel als Urlauber oft besuchten oder sich ganz dort niederließen, seien alt geworden. Kommt es zum Sterbefall, wird immer häufiger auch eine Seebestattung im Meer der Lieblingsinsel erwogen.

Aber auch in Deutschland nimmt der Trend zu Seebestattungen zu. Allein auf der Nordsee erweist Albrecht im Jahr rund 500 Toten die letzte Ehre. Neben der emotionalen Bedeutung, die das Meer für viele Menschen hat, kommen weitere Überlegungen ins Spiel: Anders als bei Erdbestattungen entfallen Folgekosten wie Friedhofsgebühren und Grabsteinkauf.

Damit Albrecht tätig werden kann, muss eine schriftliche Willenserklärung vorliegen. Soll die Bestattung in den Gewässern Mallorcas stattfinden, überführt die Firma die Asche in einer vorgeschriebenen Seeurne auf die Insel. Das Gefäß besteht aus Muschelkalk und muss sich im Meer innerhalb von 24 Stunden auflösen.

Mit den Angehörigen fährt der Seebestatter eine Stunde aufs Meer hinaus, um die Drei-Seemeilen-Zone zu verlassen. Dann wird der Verstorbene im Meer und nach seemännischer Tradition zur letzten Ruhe gebettet.