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Der Tourismus wird von den Mallorquinern als Quell des Wohlstandes und der Arbeitsplätze sehr positiv bewertet, doch das bisherige Erfolgsmodell ist nach Ansicht vieler Bewohner zu einem Auslaufmodell geworden, das die Zukunft der Insel zu verspielen droht. Zu dieser Einschätzung gelangt eine Studie der Stiftung Gadeso.

Die Stiftung des Soziologen Antoni Tarabini-Castellani spürte wie schon 2005 und 2006 der Wahrnehmung des Tourismus durch die Inselbewohner nach. Ziel sei es, die „sozio-ökonomische Realität der Balearen” zu analysieren.

Die Zahlen der in der vergangenen Woche präsentierten Studie sprechen eine deutliche Sprache: 69'5 Prozent der befragten Mallorquiner sind der Ansicht, dass im Sommer zu viele Touristen auf die Insel kommen. Diese Wahrnehmung sei aber nicht als Ablehnung der Urlauber an sich zu interpretieren. Vielmehr resultiere sie aus Eindrücken, die sich in den Monaten mit höchster Auslastung ergeben und mit der Sättigung bestimmter Zonen einhergingen. Darunter fielen Orte wie etwa Strände, aber auch Infrastrukturen wie Verkehrsmittel und Straßen.

Balearenweit lag der Wert bei 67'1 Prozent.

Die „exzessive” Abhängigkeit von der Sommersaison als touristischer Hochphase wird von vielen Mallorquinern mit Sorge betrachtet. Ihr Anteil hat sich seit 2005 kontinuierlich auf 79 Prozent erhöht.

Ungeachtet dieser Vorbehalte bewerten 75 Prozent aller Befragten auf Mallorca den Tourismus als Wirtschaftstätigkeit generell positiv.

Die Studie fragt jedoch nicht nur nach der Wahrnehmung des Tourismus allgemein, sondern auch gezielt nach dem touristischen Modell, wie es auf den Balearen praktiziert wird. Hierbei ergab sich, dass allein auf Mallorca 59 Prozent das gegenwärtige Tourismusmodell für überholt hielten. In dieser Ablehnung spiegelt sich nach Angaben der Gadeso-Stiftung die Sorge wider, Mallorca könne zusehends an Wettbewerbsfähigkeit und damit seine Zukunft verlieren. Fast jeder Zweite (47'5 Prozent) macht im derzeitigen Modell „für heute Brot, für morgen Hunger” aus.

Ein Nachteil der Studie ist, dass das infrage gestellte Tourismusmodell nicht eindeutig definiert wurde (wie auch die Zahl der Befragten nicht genannt wird). Geht man vom Naheliegenden aus, ist darunter wohl am ehesten der Strand-und-Sonne-Tourismus zu verstehen, verknüpft mit preisgünstigen Pauschalangeboten in Hotels an den Küsten.

Befragt nach den Nachteilen des derzeitigen Tourismusmodells wurde von den Kritikern die als „exzessiv” empfundene Flächennutzung bezeichnet. Mit 71'3 Prozent der Befragten, die einen nachhaltigen Umgang mit der begrenzten Landmasse Malloras anmahnen, fiel der Anteil höher aus als in den vergangenen zwei Jahren. Im Vergleich dazu wird die Sorge, die Insel könnte aufgrund dieser Entwicklung ihre „Identität” verlieren, lediglich von 51 Prozent geteilt.

Als Maßnahmen zur Gegensteuerung schlagen 69 Prozent aller Befragten einen intensiveren Schutz von Natur und Umwelt vor; 72'1 Prozent wollen den ländlichen Raum vor touristischer Nutzung (sprich Bebauung) bewahrt wissen. Ihnen ist der Naturschutz nicht nur um seiner selbst wichtig. Sie sehen Mallorcas „touristische Aktivposten”, die Landschaft der Insel, ohne Nachhaltigkeit mittelfristig in Gefahr.

Die Studie fragt auch nach neuen touristischen Produkten: Stark befürwortet werden der Tagungs–, Radsport– und Kreuzfahrttourismus (80, 77 und 75 Prozent Zustimmung). Kulturtourismus erhält 70 Prozent Zustimmung. Dagegen werden der Nautiktourismus und der Golftourismus lediglich von 49 beziehungsweise 43 Prozent gut geheißen.