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Heiligen uralte Traditionen jedes Mittel? Ist es legitim, Tiere zu quälen, nur weil das scheinbar schon immer so war? Sind Tiere weniger schützenswert als Menschen? Offensichtlich, denn niemand würde wohl heute noch Steinigung, Hexenverbrennung oder „Brot und Spiele” gutheißen. Bei Tieren scheint dies anders zu sein, der Stierkampf und andere grausame Bräuche sind hierzulande fest verankert im traditionellen Bewusstsein der Menschen.

Das Entenwerfen in Can Picafort ist da noch die gemäßigte Variante. Zumindest versucht man dort, die Vögel möglichst unversehrt wieder einzufangen. Doch Stiere zu Tode zu treiben oder zu erstechen, ihnen bei lebendigem Leibe Schwanz und Hoden abzuschneiden, ihnen brennende Kugeln auf die Hörner zu setzen oder sie langsam sterben zu lassen, weil sie die Arena trotz unzähliger Lanzen-stiche noch lebend erreicht haben, das ist der absolute Höhepunkt an Tierquälerei.

Aber in Spanien besagt ein Gesetz, dass solche Feste, sofern sie eine mehr als 100-jährige Tradition aufweisen, nicht verboten sind. Und überhaupt, Ausländer dürften sich hier kein Urteil erlauben, das seien archaische Bräuche, die tief in der Tradition des Landes verankert seien. Doch zum Glück denken nicht alle so, auch nicht alle Spanier. Lebende Enten werden neuerdings durch Gummitierchen ersetzt, und die Stadt Mataró bei Barcelona ist dazu übergegangen, Stieren aus Pappe und Gips die Feuerkugeln aufzusetzen. Die Stimmung auf dem Fest soll darunter nicht gelitten haben.

Medien und Anhänger verspotten zwar diese Maßnahmen, doch gleichzeitig erfahren Tierschutzorganisationen des Landes ständig mehr Zulauf von Anhängern, die fortschrittlicher denken als diejenigen, die johlend Tiere zu Tode quälen. Immer mehr Menschen trauen sich, diesen Zustand zu kritisieren, denn in Spanien für den Stierkampf zu sein, ist einfach. Stierkampfgegner dürften auch keine Hühner aus Legebatterien essen, lautet ein gern zitiertes Argument. Aber ist es nicht besser, mit dem Offensichtlichen zu beginnen als gar nicht? Sonst befänden wir uns heute noch in der Steinzeit