TW
0

VON ANJA MARKS
MALLORCA: Kämpfer für den Klimaschutz, Oscar-Gewinner, und seit Kurzem Friedensnobelpreisträger – die Ehrungen für Amerikas berühmtesten Beinahe–Präsidenten Al Gore scheinen kein Ende zu nehmen. Und Mallorca ist die erste Station auf der Spanienreise des prominenten Umweltaktivisten, wo Gore am kommenden Montag, 22. Oktober, in Palmas Auditorium am 10. Kongress des „Instituto Nacional de la Empresa Familiar” als Ehrengast teilnehmen wird.

Knapp 100 der größten spanischen Familienunternehmen gehören dem privaten Wirtschaftsinstitut an, das 1997 zu dem Zweck gegründet wurde, Synergien zu nutzen und Erfahrungen selbstständiger Unternehmer auszutauschen. Die Mitgliedsfirmen, unter ihnen so bedeutende Konzerne wie Sol Melià, Roca, Grupo Puig oder die Banca March, setzen zusammmen rund 100 Millionen Euro pro Jahr um. Zu der dreitägigen Veranstaltung werden auch der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero sowie der Oppositionsführer Mariano Rajoy erwartet, die zum Thema Politik und Wirtschaft in Spanien sprechen werden.

Die Vorträge und Gespräche am „Runden Tisch” drehen sich in diesem Jahr laut Juan Carlos Rosselló, dem Präsidenten des Balearenverbandes des Instituts, um drei zentrale Themen: „Zum einen geht es um Asien als wichtigen Exportmarkt, zum anderen um spezielle Belange und Ratschläge für die Geschäftsführung selbstständiger Familienunternehmen. Drittes Thema wird eine Diskussion mit Al Gore über seinen preisgekrönten Film und die Folgen der Klimaerwärmung sein.” Zu dieser Runde ist laut Kongressleitung nur ein kleiner Personenkreis zugelassen, andere Tagungsteilnehmer oder die Presse seien auf Verlangen des Ehrengastes ausgeschlossen.

So wird man in Palma Al Gore, der acht Jahre lang an der Seite von Bill Clinton dem Präsidentenamt ziemlich nah war, nur schwerlich zu Gesicht bekommen. Eine zukünftige Rolle als Politiker schloss Gore übrigens persönlich einige Tage vor Eintreffen auf Mallorca ausdrücklich aus. Gerüchten über eine erneute Präsidentschaftskandidatur, die nach seiner Nobelpreisverleihung erneut aufgeflammt waren, setzte er so ein Ende. Nachdem er die Wahl gegen George Bush im Jahre 2000 äußerst knapp verloren hatte, war Gore von der politischen Bühne verschwunden.

Aber er ist wieder da, erst recht, seitdem ihm am vergangenen Freitag, 12. Oktober, der Friedensnobelpreis zugesprochen wurde. Al Gore teilt sich den Preis mit dem Inder Rajendra Pachauri, dem Präsidenten des Klimarates der Vereinten Nationen IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).

Al Gore persönlich bekam seine Ehrung vom Nobelpreiskomitee in Oslo speziell für seinen Oscar–prämierten Dokumentarfilm „An Unconvenient Truth” (Eine unbequeme Wahrheit), in dem er die möglichen weltweiten Folgen der Klimaerwärmung erklärt.

Nicht immer wissenschaftlich korrekt belegt, wie jetzt ein Richter in England befand, der dem Dokumentarfilm gleich neun „unbequeme Un– wahrheiten” nachweisen konnte. Al Gores Klimafilm enthalte wissenschaftliche Fehler und dürfe in Schulen nur mit entsprechenden Hinweisen gezeigt werden, entschied ein britisches Gericht.

Der Kläger, ein Vater zweier Kinder aus der Grafschaft Kent, scheiterte aber mit der Absicht, den Film komplett aus den Schulen zu verbannen. „Der Film bleibt in den Klassenräumen”, befand das Gericht.

Zu den kritischen Punkten des Beitrages gehören beispielsweise Aussagen wie die, dass niedrig liegende, bewohnte pazifische Atolle durch die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung überschwemmt würden. Falsch, meint Richter Justice Burton vom Londoner Highcourt, ebenso wie die Behauptung, das Abschmelzen der Gletscher auf dem afrikanischen Berg Kilimandscharo habe vorrangig etwas mit der globalen Erwärmung zu tun.

Doch trotz diverser Kritikpunkte hält das Nobelpreiskomitee an seiner Begründung fest: Die Folgen der Erderwärmung würden in diesem Film in bisher unerreichter Deutlichkeit klargemacht, Al Gore habe den Preis wegen seines Einsatzes verdient.

Und es wird nicht die letzte Ehrung für den Amerikaner bleiben, dem es bislang als Erstem gelang, den Oscar und den Nobelpreis zu erlangen. Nach seinen Spanien–Stationen in Palma, Barcelona und Sevilla wird Al Gore am 26. Oktober in Oviedo der „Prinz–von–Asturien– Preis” verliehen.