TW
0

Oft wurde Rainhard Fendrich in den vergangenen Jahrzehnten in die Schlager-Schublade gesteckt. Doch der Mann ist Liedermacher, in seinen Songs kommt es auch auf die Zwischentöne an. Das wird in seinem neuen Programm deutlich, das den Titel „Texte für den Kopf – Musik für den Bauch trägt”. Diverse Termine in Österreich und Deutschland sind geplant, die Premiere fand in der vergangenen Woche mit einem Benefiz-Konzert vor 200 Zuhörern im Theater von Capdepera statt. Fendrich sang für die am West-Syndrom erkrankte Tammy (siehe Extra-Text).

„Es handelt sich um die überhörten Lieder, um Material, das nicht ins Format passt, das aber auch nicht fürs Radio geschrieben wurde”, erläutert Fendrich im MM-Gespräch. Er steht während seines Auftritts fast allein auf der Bühne, wird nur von Dieter Kolbeck am Piano begleitet und hängt sich hin und wieder selbst die Gitarre um. Fendrich erzählt in seinen Liedern kleine Geschichten aus dem Alltag, aus seinem Leben. Der gebürtige Wiener freut sich über das große Interesse an seinen Kompositionen. „Ich bin froh über Zuhörer, die Lieder kennenlernen wollen, die ihnen bekannt vorkommen – nicht, weil sie sie schon mal gehört haben, sondern weil sie die Situation schon mal erlebt haben”, meint Fendrich, der seine Erfolge als Star des Austro-Pop mit Hits wie „Macho, Macho” oder „Es lebe der Sport” nur als die Spitze des Eisbergs sieht. Sein aktuelles Programm ist dagegen „der Rest des Eisbergs, den man nicht sieht, ohne den die Spitze aber nicht möglich wäre.”

Rainhard Fendrich lebt schon seit Jahren größtenteils auf Mallorca. Lange war er bei Sóller ansässig, jetzt ist er umgezogen. „Ich habe mir ein Haus bei Artà gekauft. Das Haus in Sóller steht zum Verkauf. Meine gesamte kreative Arbeit passiert jetzt in Artà”, meint der 52-Jährige, der auch noch eine Bleibe in Niederösterreich hat. 2007 ist für ihn ein Jahr des Neuanfangs. 2006 waren die Fendrich-Schlagzeilen nicht besonders toll. „Das kann man so sagen”, bestätigt der Künstler, der in den Medien vor allem stattfand, weil er jahrelangen Kokainkonsum zugegeben hatte, vor Gericht stand und schließlich 37.500 Euro Strafe zahlen musste. Fendrich machte eine Therapie. Die Fans nahmen ihn nach der Rückkehr auf die Bühne ohne Probleme wieder in ihren Herzen auf. „Ich habe niemandem etwas getan außer mir selber und bin froh, dass ich darüber hinweg bin. Ich fühle mich gut, bin leistungsfähiger, ich habe es wirklich mit guten Freunden geschafft”, meint der Künstler zu seinem Abschied von den Drogen. „Ich bin ja mit dem Schicksal nicht wirklich allein in der Branche. Kreative Leute sind anfälliger. Aber das ist für mich Geschichte.”

Fendrich scheint der Neustart geglückt zu sein. Er hat sein neues Bühnenprogramm, spielt im kommenden Jahr viel Theater und ist in Verhandlungen, eine neue TV-Show zu moderieren. Außerdem schrieb der Musiker eine Hymne für die Fußball-Europameisterschaft 2008, die in Österreich und der Schweiz stattfindet. „Wir sind Europa” nahm er mit den Wiener Sängerknaben auf, der Titel hat am Sonntag, 18. November, in Dieter Thomas Hecks ZDF-Show „Melodien für Millionen” Premiere.

„Ich freue mich jetzt schon auf Ende September 2008”, betont Fendrich. „Denn bis dahin werde ich wegen der Arbeit nicht mehr so oft auf Mallorca sein. Dann aber komme ich für ein halbes Jahr und mache ein neues Album.”