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Poker ist angesagt. Immer mehr Zocker lieben den Nervenkitzel. Auch beim Golfen geht es für viele nicht nur um den sportlichen Erfolg. Die eine oder andere Wette auf dem Platz erhöht die Spannung. Richtig offen reden will man über das Thema nicht so gern – MM hörte sich trotzdem mal in Mallorcas Golfclubs um.

Meistens geht es auf dem Golfplatz um harmlose Beträge. So zum Beispiel darum, wer das Bier nach der Runde bezahlt, oder das Essen, oder auch schon mal den gesamten Abend. „Ich habe aber schon alles erlebt. Vor allem in Amerika. Ich war mal dabei, wie im Anschluss 200.000 Dollar über den Tisch gingen”, meint ein Golfer, der sich in der Szene auskennt. Basketball-Legende Michael Jordan soll, so erzählt man sich, auch schon mal 180.000 Dollar verloren haben – an einem Loch. „Der Kick wird immer stärker, wenn man um Geld spielt”, meint ein auf der Insel ansässiger Golflehrer. Doch es muss ja nicht unbedingt immer Bargeld sein. So können sich zwei Millionäre mit Privatjet auch darauf einigen, dass der Verlierer im kommenden Jahr die Spritkosten des Gewinners zu tragen hat ...
Am heftigsten gezockt wird auf den Golfplätzen in den USA und England, dort ist die Wettmentalität insgesamt eine andere. Das führt natürlich auch dazu, dass auf den mallorquinischen Golfplätzen einiges abgeht, wenn Sportler aus den genannten Ländern als Touristen zu Gast sind.

„Hardcore-Zocker kennen sich weltweit. Sie verabreden sich über das Internet zu speziellen Turnieren. Da werden dann zum Beispiel 5000 Dollar Startgeld gezahlt und der Gewinner fährt mit 380.000 Dollar nach Hause”, weiß der bereits erwähnte Golfpro. Auch in Deutschland soll es ehrenwerte Zocker-Gemeinschaften geben, die sich regelmäßig zum Golfen treffen und auch schon auf Mallorca gespielt haben.

Wie gezockt wird, da ist der Fantasie der Golfer keine Grenze gesetzt. Ein Experte rät allerdings: „Man sollte hundertprozent sicher sein, dass der Gegner ehrliches Golf spielt.” Bei den meisten Zockvarianten ist außerdem Voraussetzung, dass beide Spieler etwa gleichstark sind.

Nicht selten auf Mallorcas Plätzen ist, dass entweder um die ersten neun oder die zweiten neun Löcher gespielt wird. Oder um die ganze Runde. Lochspiele, bei denen pro gewonnener Spielbahn zehn, 20 oder fünfzig Euro den Besitzer wechseln, sind ebenfalls beliebt. Man kann auch an einem Par-3-Loch die Wertung „Nearest to the pin” ausspielen oder an einem Par-5-Loch den „Longest Drive” honorieren.

Geht es denn in den Inselclubs auch um höhere Summen? „Das kommt auch schon mal vor, aber da redet man nicht so offen drüber. Allerhöchstens mal beim Essen nach der Runde in kleinem Kreise.” Wahrscheinlich war das einst im alten Schottland, dem Ursprungsland des Golfsports, anders: Damals zockte man nicht um Bargeld, sondern um Whiskyfässer – beziehungsweise deren Inhalt.

Die MM-Recherchen ergaben, dass Zocken auf dem Golfplatz viele Freunde hat, auch wenn manche es unmoralisch empfinden und als Verstoß gegen die Etikette. In einem Punkt waren sich aber alle Befragten einig: Frauen zocken viel, viel seltener als Männer.