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Hat Angela Merkel, die ja in einer Gegend der DDR aufwuchs, in der Westfernsehen zu empfangen war, in den Jahren bis zum Fall der Mauer auch von Mallorca geträumt?

Vermutlich. Denn damals träumte praktisch jeder DDR–Bürger auch von dieser Insel, die für einen erheblichen Teil der westdeutschen Landsleute längst zum verwirklichten Lebensglück gehörte.

Vielleicht aber auch nicht. Denn es ist nicht bekannt, dass Merkel sich in den Jahren nach der Wiedervereinigung nach Mallorca aufgemacht hätte. Was wir ihr nicht übelnehmen: Die Welt, die sie zuvor nicht kennenlernen durfte, ist Erlebnisraum mehr als genug.

Spät kommt sie also, doch sie kommt. Im Rahmen politischer Routine zwar, aber immerhin. Wobei sie Feindesland betritt: Der spanische Regierungschef, der sie eingeladen hat, ist Sozi, der balearische Ministerpräsident ist Sozi, die Oberbürgermeisterin von Palma ist Sozi. Aber das ficht sie nicht an. Rot steht der Kanzlerin ja auch in Berlin gut.

Die Chance allerdings, Mallorca ein wenig besser kennenzulernen, nutzt Merkel nicht. Jeder weiß, dass die mächtigste Frau der Welt eine enge Agenda hat. Aber hätte es eine Insel, die Abermillionen Deutschen während der Lebenszeit ihrer heutigen Kanzlerin Urlaubsträume wahrmachte, nicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient?

Auch die Mallorca–Deutschen sind ein wenig traurig, dass ihre Kanzlerin keine Zeit für sie einplante. Wie gern und wie fröhlich hat Bundespräsident Johannes Rau, als er Mallorca 2002 besuchte, in der Lonja die deutsche Kolonie empfangen! Er nahm sich richtig Zeit für Hunderte von uns.

Wir wissen nicht, verehrte Frau Bundeskanzlerin, um die Wichtigkeit Ihrer Termine am Donnerstagabend oder am Freitag. Hätten Sie einen Tag länger bleiben können? Oder hätten Sie zwei Stunden später aus Palma abfliegen können, Ihren Landsleuten zuliebe? Die freuen sich trotzdem, dass Sie gekommen sind. Und hoffen, ddass Sie bald mit mehr Zeit wiederkommen. Um Mallorca, das sogenannte 17. Bundesland, einmal so richtig zu geniessen.