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VON CAROLINE FABIAN

Mallorca. In den Höhlen von Génova gibt es sogar einen „Supermarkt”! Allerdings ist das Gemüse hier aus Stein. Der Inhaber der kleinsten unter den touristischen Tropfsteinhöhlen Mallorcas, Joan Arboix, hat den Formationen Namen gegeben, um die unterirdische Welt seinen Besuchern besser beschreiben zu können.

In kleinen Gruppen führt Joan sie bis auf 36 Meter Tiefe in die Welt unter den Wohnhäusern von Palmas Stadtteil Génova. Vorbei geht es an „Spaghettis”, die von der Decke hängen, und am „Chamäleon”, einem übergroßen Gesteinsabbild der Echsenart, das aus dem Boden ragt. So erklärt er seinen Zuhörern anschaulich den Unterschied zwischen Stalaktiten und Stalagmiten. Erstere, die „Spaghettis”, sind mineralische Ablagerungen, die durch langsam von der Decke tropfendes Wasser entstehen, und zapfenartig nach unten wachsen. Stalagmiten, wie das „Chamäleon”, sind dagegen Ansammlungen von Mineralien, die vom Boden aus nach oben streben.

Manche Tropfsteine wachsen auch zusammen und bilden Säulen, die Stalagnaten. „Warum sie das tun, weiß man nicht. Ich glaube ja, sie machen das einfach, weil sie sich gern haben”, erklärt Joan lächelnd.

An einer dieser Säulen deutet er auf einen Riss, der sich wie ein Querschnitt durch die Höhle zieht. „Wir sind hier unter der Erde vollkommen sicher”, kommentiert der gebürtige Katalane schmunzelnd, „außer es würde ein Erdbeben stattfinden.” Das letzte vor ungefähr 2000 Jahren hinterließ den Riss, der nun langsam wieder zusammenwächst.

Geologen der Universität Palma schätzen das Alter der Génova-Höhle auf drei Millionen Jahre. Genauere Daten konnten bisher nicht erforscht werden. Bis heute birgt eine Tropfsteinhöhle für Forscher viele Geheimnisse: Joan deutet auf das „Jesus-Kreuz”: Ein dünner Stalaktit, der kreuzförmig aus der Decke sprießt. Das kuriose daran: Seine Enden krümmen sich der Schwerkraft entgegen nach oben! Dieses unerklärte Tropfsteinphänomen nennen die Fachleute „Excentrique”.

Später auf der Tour lauscht die Gruppe erstaunt den xylophonartigen Klängen, die Joan einigen hohlen Stalaktiten mit dem Finger klopfend entlockt, und betrachtet die Höhlenwelt mal in Blau, mal in Rot, wenn der Führer seine Lichtspiele einschaltet.

Die Höhle von Génova wurde 1906 zufällig bei Bauarbeiten entdeckt und ist seit 1932 der Öffentlichkeit zugänglich. Sie ist eine von unzähligen Höhlen in Mallorcas Kalkgestein. Viele Gegenden sind regelrecht „unterkellert”. Touristisch erschlossen sind jedoch nur fünf.

Die Höhle in Génova ist die kleinste, aber dafür wird man hier besonders liebevoll geführt. Besonders Kinder sind von Joan Arboix' einfühlsamen und anschaulichen Erklärungen begeistert. Der Weg zur Höhle ist leicht zu finden, wenn man in Génova den Schildern zum Restaurant „Ses Coves” folgt. Gegenüber des kostenfreien Parkplatzes erreicht man den Höhleneingang über die Terrasse des Lokals.