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Juan Enríquez hat einen europäischen Lebenslauf. In Palma geboren ging er als Erasmus-Student nach Bonn und lernte dort Deutsch. Neben Castellano und Catalán spricht der 33-Jährige auch Englisch. Und jetzt ist der Rechtsanwalt neuer Vorsitzender der "Ciudadanos Europeos" und setzt sich für die Interessen der EU-Bürger auf Mallorca ein. "Auf Mallorca ist Europa sicher schon mehr Realität als in anderen Teilen Spaniens", sagt Enríquez. "Viele lernen hier wegen des Tourismus Fremdsprachen. Außerdem sind wir viel näher dran an Europa, dank der guten Flugverbindungen." Mallorca ist trotz seiner Lage am südlichen Rand der EU mittendrin. Die Insel hat von der Integration Spaniens in die Europäische Union profitiert, da scheint es keine zwei Meinungen zu geben. Zunächst war es die Öffnung nach Europa, die überhaupt erst den Massentourismus ermöglichte, der aus vielen Mallorquinern wohlhabende Menschen machte. Die Einführung des Euro war unzweifelhaft die weitreichendste europäische Errungenschaft in den vergangenen Jahren - auch für Mallorca. "Die EU-Integration war ein Riesengewinn für die Balearen", bestätigt Jordi Bayona, der bei der Balearen-Regierung für die internationalen Beziehungen zuständig ist. Rund eine Milliarde Euro hat die EU zwischen 1993 und 1999 den Balearen an Subventionen zur Verfügung gestellt. Auch der Ausbau des Flughafens, der manch einem als Symbol für die Integration Mallorcas in die Europäische Union gilt, wurde mit EU-Geld finanziert.

Aber trotz aller Erfolge ist Europa noch längst nicht in allen Lebensbereichen angekommen, was besonders EU-Bürger auf Mallorca schmerzlich erfahren müssen. Die spanische Bürokratie ist nicht darauf eingestellt, den Bürgern das Leben tatsächlich zu erleichtern. Die Registrierungspflicht für EU-Bürger etwa ist sicher nicht von glühenden Anhängern eines zusammenwachsenden Europas ersonnen worden. Und die europaweite Vereinheitlichung nationaler Gesetze wie etwa bei der Führerscheingültigkeit geht nur schleppend voran.

Auch im Handelsministerium sieht man durchaus noch Verbesserungsbedarf. Dass es Mallorca als Insel schwerer habe, am europäischen Binnenmarkt teilzuhaben, sei nie ausreichend berücksichtigt worden, kritisiert Jaume Garau, Generaldirektor für Europäische Fonds bei dem Ministerium. Auch müsse endlich anerkannt werden, dass Inseln ebenfalls Grenzregionen der EU seien und darum besonderer Unterstützung bedürfen. "Das Meer ist unsere Grenze", so Garau.

Bei aller Kritik - die positive Grundstimmung zum Europatag an diesem Freitag, 9. Mai, bleibt. "Man darf auch nicht zu viel erwarten von Europa", sagt Jordi Bayona. "Das Projekt Europa ist gerade einmal 50 Jahre alt. Historische Prozesse werden üblicherweise in Jahrhunderten gemessen."