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Natürlich, apart, fast mädchenhaft: Ihre 63 Jahre nimmt man Christine Kaufmann wirklich kaum ab, wie sie da thront auf dem roten Sofa im Hotel "Son Armadans" in Palma. "Ein Thron für Christine" (Un trono para Cristy) heißt auch der Film von 1960, eine deutsch-spanische Ko-Produktion, die am Freitag auf IB 3 ausgestrahlt wird - Anlass für den Sender, die Protagonistin von damals zu einem Kolloquium einzuladen.

Der Film wurde zu einem großen Teil auf Mallorca gedreht, auch wenn sich Christine Kaufmann - Lang ist's her! - an die einzelnen Drehorte nur noch vage erinnert. Ähnlich verhält es sich mit den Schauspielkollegen, wie sie verblüffend locker und mit einem Lächeln gesteht: "Wahrscheinlich bin ich die einzig Überlebende - die anderen sehen die Radieschen zum Teil wohl schon von unten."

Da ist sie wieder, diese erfrischende Mischung aus entwaffnender Ehrlichkeit und souveräner Eleganz. Während sie bemüht ist, den anwesenden Journalisten in ihren jeweiligen Landessprachen zu antworten, verfällt die Schauspielerin, die fünf Sprachen beherrscht, in ein charmantes Gemisch aus Deutsch, Englisch, Spanisch und Italienisch. Und erzählt dabei von dem "Mysterium", das Mallorca in den 60er Jahren umgab, dem "echten Luxus" von damals, "als man vom Hotelzimmer über eine Steintreppe direkt ins Meer gehen konnte". In Palma habe man gedreht und in Valldemossa: "Damals hat mir Mallorca besser gefallen als heute."

Dennoch: Bis heute hat sie eine lebendige Beziehung zur Insel, die schon in ihrer ganz frühen Kindheit entstand: "Meine Mutter hatte ein Haus in Galilea." Später in den 90er Jahren lebte sie selbst mit ihrer eigenen Familie vier Jahre auf Mallorca: "In Palma und Sóller." Als dann ihr Vater starb, wollte sich Christine Kaufmann bewusst aus der Öffentlichkeit zurückziehen und zog nach Marokko, wo sie einige Jahre lebte. "Das Haus in Sóller haben wir trotzdem noch lange Zeit behalten, bevor wir es verkauften." Was ihr heute fast ein wenig leid tue: "Die Immobilienpreise hier sind ja immens gestiegen - nicht zuletzt wegen uns Deutschen." Seither kommt sie regelmäßig wieder her, meistens zu Besuch "bei guten Freunden in Sóller".

Ihre Zeit als Kinder- und Jungstar betrachtet Christine Kaufmann heute mit kritischer Distanz. Als siebenjährige Ballettschülerin wurde sie vom Film entdeckt: "Ich weiß nicht warum, aber irgendwie fixierte man sich auf mich." Vor allem in den 50er und 60er Jahren war ihr Gesicht auf der Leinwand ständig präsent, sie drehte mit Film-Größen wie Jean-Paul Belmondo, Kirk Douglas, Tony Curtis. Letzteren lernte sie bei den Dreharbeiten zu "Tara Bulba" (1961) kennen und lieben. Was ihr damals so an ihm gefiel? Da muss sie nicht lange überlegen: "Sein Humor." Tony Curtis, damals noch mit Janet Leigh verheiratet, trennte sich von seiner Frau und heiratete Christine Kaufmann 1963. Zwei Töchter, Alexandra und Allegra, gingen aus der Ehe hervor, die 1967 wieder geschieden wurde.

"Mit meinen Töchtern habe ich meine eigene Kindheit nachgeholt", sagt sie heute. Als Kinder-Star - Der Film "Rosen-Resli" (1954) machte sie dazu - habe sie keine eigene gehabt: "Es ging in der Nachkriegszeit vor allem ums Geldverdienen. Das habe ich übernommen." Den damit verbundenen Ruhm sieht sie zwiespältig: "Er kann sehr gefährlich sein."

Kinderstars und Wunderkinder: Ein Thema, dem sie sich auch in einem ihrer nächsten Bücher an Beispielen wie Drew Barrymore, Amy Winehouse oder Michael Jackson widmen will. Als Autorin biografisch geprägter Ratgeberbücher hat sich Christine Kaufmann heute einen Namen gemacht - als Expertin "nicht für Sexappeal, sondern Love-Appeal".