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Magisch sind die Nächte auf Mallorca, findet Martina Straub - und das gilt vor allem bei Vollmond. Für den 16. August, wenn die zweite, diesmal partielle Mondfinsternis dieses Jahres ansteht, hat sich die Expertin mit Diplom zum Wellness- und Mental-Coach für ihre Klienten auf der Insel etwas besonderes ausgedacht: "Lughnasad": "Am Lagerfeuer nutzen wir die Energie der Mondfinsternis für spezielle Rituale, die zur inneren Stärkung und Lösung aktueller Themen beitragen sollen." Auf Mallorca hat der Mond, so scheint's, besonders viele Gesichter. Vielleicht ist es ja auch so, wie US-Schriftsteller Mark Twain sagte: "Jeder ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt." Das "blasse Auge der Nacht" nannte Heinrich Heine den Mond, den die Römer als "Luna", die Griechen als Göttinnen "Selene" und "Artemis" verehrten.

Auch die Mallorquiner haben sich dem einzigen natürlichen Satelliten der Erde immer auf besondere Weise verbunden gefühlt. So soll der mallorquinische Schriftsteller Santiago Rusinyol behauptet haben, dass der Mond auf Mallorca "öfter als abgemacht" herauskommt: "Oder er hält sich länger auf, als auf dem Kalender geschrieben steht." Mallorca-Fan und Lexikon-Autor der "Inselgeheimnisse", Axel Thorer, glaubt zudem drei Mallorca-spezifische Mondmerkmale beobachtet zu haben: "1. Er wirft schwärzere Schatten als irgendwo sonst. 2. Er kann als hellgelbe Zitronenscheibe auftauchen. 4. Oft erscheint er als orange-roter Ball, wenn die Atmosphäre voller Sahara-Sand ist." Fakt ist, dass ein so naturverbundenes und landwirtschaftlich geprägtes Volk wie die Mallorquiner traditionell ein inniges Verhältnis zum magischen Himmelskörper pflegen. Ob Saatgut oder Holzfällen - alles geschah von Anfang an im Einklang mit den Mondphasen. Schließlich lässt sich die Anziehungskraft des Mondes auch physikalisch erklären. Ebbe und Flut entstehen durch die gegenseitige Anziehung von Erde und Mond, die sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen. An den japanischen Wissenschaftler Emoto, der kürzlich höchstpersönlich in Palma die Wirkung von Emotionen auf Wasserkristalle erläuterte, erinnert ein anderer magischer Brauch, den wohl die Araber, meint Axel Thorer, nach Mallorca gebracht haben: den "Mondsaft". Das Trinken von Wasser in einem silbernen Krug, auf dessen Oberfläche sich die Reflexion des Vollmondes widerspiegelt, soll demnach höchstes Glück bescheren.

Und Romantik pur. Auch "Full Moon Partys und Dinners" auf der Insel erfreuen sich wachsender Beliebtheit - nicht nur bei Frischverliebten. Und wer weiß: Wenn sich demnächst, am 29. Juli, die Apollo-11-Mission zum 39. Mal jährt, bei dem der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte - "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit" (Astronaut Neil Armstrong) - fährt vielleicht auch das "Mallorca Planetarium" in Costitx - ähnlich wie bei der "Eclipsis de Luna", der Mondfinsternis am 16. August - ein Extra-Programm.

Zumindest nächstes Jahr, so Planetarium-Direktor Salvador Sánchez, sind jede Menge Aktivitäten Richtung Universum geplant. 2009 ist nämlich das "Internationale Jahr der Astronomie", weil 400 Jahre zuvor, anno 1609, Galileo Galilei, erstmals ein Teleskop zur Himmelsbeobachtung einsetzte und Johannes Keppler mit "Astronomia Nova" ein Grundlagenwerk schuf. Dieser Eingabe Italiens stimmte die UNESCO 2007 zu. Und dann ist es wieder voll im Visier: das "blasse Auge der Nacht".