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VON

NILS MÜLLER
Manche Dinge kommen unverhofft. Und können das Leben der Betroffenen ändern. Das erlebt gerade die 25-jährige Alexandra Müller, die nach eigenen Angaben aus einem kleinen hessischen Dorf stammt und Kulturwissenschaften studiert.

Die junge Frau, die kein besonderes Gesangstalent aufweist, macht sich auf den Weg an die Spitze der Charts. Ihre Plattenfirma EMI glaubt, dass "Alemuel", so das zweite Ego der Alexandra Müller, mit "Kleiner Hai" ganz vorne landen kann. Eine erstaunliche Geschichte aus dem Internet-Zeitalter ...

Am Neujahrsmorgen 2007 sang Alexandra nach einer Silvesternacht ohne Schlaf das Kinderlied "Kleiner Hai". Die Videokamera lief, recht monoton der Gesang, den man bisweilen auch nur als Geschrei bezeichnen kann. Unterstützt durch Handbewegungen geht es um kleine Haie, große Haie und darum, dass ein schwimmendes Mädchen gefressen wird. Alexandra stellte das Video ohne besondere Hintergedanken auf die Internet-Plattform Youtube, und - jetzt kommt's - dort wurde das Filmchen mittlerweile mehr als 5'7 Millionen Mal angeschaut! Außerdem soll es bereits etwa 500 Nachahmer-Videos geben. "Ich hätte in 100 Jahren nicht gedacht, dass irgendjemand draufklickt, der nicht nach dem kleinen Hai oder konkret nach mir sucht", meint Alemuel, die jetzt zur Aufzeichnung der Show "Ballermann-Hits" (siehe Seite 40) an die Playa de Palma kam. Nachdem anfangs nichts passierte, entwickelte sich der Singsang zum Kult. Dann kam der Plattenvertrag, man produzierte einen professionellen Popsong. Inzwischen war Alemuel zu Gast in der Musik-Show "The Dome" und hat regelmäßig Auftritte in Großraumdiskotheken. Sie singt ihr Lied, muss Autogramme schreiben und sich mit Fans fotografieren lassen. Klar, dass Alemuel dann auch den türkisfarbenen Original-Pullover aus dem Video anzieht.

Für Alexandra Müller ist der kleine Hai nicht etwa der Beginn einer Show-Karriere, sondern ein einmaliger Gag, so beteuert sie. "Ich habe Spaß, möchte danach aber nicht mehr der kleine Hai sein. Okay, wenn Hape Kerkeling mich jetzt anruft und mit mir eine Show machen will, dann sage ich nicht nein. Aber ich bin keine Sängerin. Ich singe furchtbar und es ist mir auch unheimlich peinlich zu singen. Der kleine Hai ist okay, das macht Spaß." Eine Zukunft im Musikbusiness sieht Alexandra also nicht. "Das ist nicht meine Welt. Ich will später zurück in mein altes Leben." Doch noch nimmt sie den H(ai)ype mit, verdient damit auch ein paar Euro. "Ich muss im Sommer nicht kellnern gehen. Das ist gut." Internet-User fragen sich beim Anblick des Youtube-Videos, ob Alemuel betrunken war, unter Drogen stand oder einfach gaga ist. Zwar handelte es sich um eine Schnapsidee, Alexandra will aber stocknüchtern gewesen sein: "Ich trinke nicht. Ich bin Antialkoholikerin und nehme keine Drogen. Ich bin einfach so. Manchmal."