Rafael Nadal will in Peking die olympische Goldmedaille gewinnen.

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Nur Christoph Kolumbus kann Rafael Nadal den Titel als berühmtester Mallorquiner noch streitig machen. Sollte es eines Tages doch noch gelingen, die balearische Abstammung des Seefahrers und Weltentdeckers zu beweisen, dann müsste der Tennisprofi aus Manacor wohl ins zweite Glied zurücktreten - welthistorische Bedeutung hat der 22-Jährige dann doch nicht. Sportgeschichte aber schreibt "Rafa", wie ihn seine spanischen Landsleute liebevoll nennen, sehr wohl.

Auch wenn die Tennis-Weltrangliste offiziell erst am 18. August, einen Tag nach dem olympischen Tennis-Finale, aktualisiert wird und ihn dann als neue Nummer eins ausweist - Nadal hat in diesem Jahr den Sprung an die Spitze des Welttennis geschafft. Er hat nicht nur die French Open zum vierten Mal hintereinander gewonnen, erstmalig gelang ihm auch der Sieg in Wimbledon. Obendrein schaffte er es, den Schweizer Ausnahmespieler Roger Federer nach viereinhalb Jahren als Weltranglistenersten abzulösen. Dementsprechend groß war der Rummel, als er nun in Peking landete, wo er seine erste olympische Goldmedaille gewinnen will.

Wenn Nadal auf der Jagd nach immer neuen Titeln durch die Welt reist, dann ist er aber nie nur in eigener Sache, sondern immer auch als Botschafter Mallorcas unterwegs. Immerhin begann er einst als kleiner Steppke von hier aus seinen Siegeszug. Vierjährig schwang er in Manacor erstmalig den Schläger - unter der Anleitung seines Onkels Toni, der die Karriere seines Neffen akribisch plante. Weltklasse aus Mallorca - einen besseren Werbeträger als Rafael Nadal kann sich die Insel gar nicht wünschen.

Das hat längst auch die Politik erkannt und so übernimmt Nadal schon seit Jahren vielfältige Repräsentationsaufgaben. Ob er nun balearische Produkte anpreist (nach dem Motto: Spitzenleistung dank Sobrassada), den Inseln auf Touristikmessen ein Gesicht verleiht oder einfach nur für erhöhte Medienpräsenz sorgt, wenn er sich im Sommer mal wieder mit seiner Freundin in Portocristo beim Baden am Strand entspannt.

Das bisher gute Verhältnis zwischen der Familie Nadal und der Balearen-Regierung aber hat sich zuletzt merklich abgekühlt. Die alteingesessenen Manacorís gelten als konservative Parteigänger. Mit der konservativen PP kam denn auch in der vergangenen Legislaturperiode der Deal zustande, der den Bau eines modernen Tennis-Leistungszentrums in Nadals Geburts- und Heimatstadt vorsah. Die erste Bauphase ist abgeschlossen. Dann aber kam die Wahl und die PP musste die Macht an das Mitte-Links-Bündnis abgeben. Die neue Regierung will nun nichts mehr wissen von dem Millionenprojekt in Manacor. "Kein Geld", lautet die Erklärung in Palma.

Das wiederum verärgert die Familie Nadal - war doch geplant, dass "Rafa" dem Tenniszentrum seinen Namen leiht und außerdem zu Werbezwecken für die Balearen auftritt. Solange die Regierung ihren Teil der Abmachung nicht erfüllt, will auch Nadal nicht mehr öffentlich zum Wohle Mallorcas in Erscheinung treten. Ein Super-Gau für die Politiker in Palma. Und so hat sich Sportminister Mateu Cañellas eifrig daran gemacht, das Zerwürfnis wieder zu kitten. Rechtzeitig zum olympischen Turnier scheint nun ein Kompromiss gefunden, wie die mallorquinische Lokalpresse berichtet: Gegen die Zahlung von vermutlich einer Million Euro pro Jahr wird Rafael Nadal wieder der Haupt-Werbeträger der Balearen.