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Japanische Urlauber sind nicht nur Meister im Fotografieren, sie punkten auch mit Höflichkeit. Nicht zuletzt aus diesem Grund ergab eine Umfrage des Online-Reiseportals "Expedia" unter weltweit mehr als 4000 Hotelmanagern zum Verhalten von Touristen aus 31 Ländern: Die Japaner sind die beliebtesten Touristen der Welt. Auf Platz zwei landeten (neben den Briten) die deutschen Urlauber, als deren besonderes Plus "gutes Benehmen" und "Sauberkeit" gepriesen wurden - auch wenn sie bei der Trinkgeldvergabe als etwas "knauserig" eingestuft wurden.

Auf Platz drei der Beliebtheitsskala liegen die kanadischen Touristen, die auch im eigenen Land sehr geschätzt werden; das Schlusslicht bilden Chinesen, Inder und Franzosen, die wenig Interesse an der jeweiligen Landessprache und typischen kulinarischen Spezialitäten bekunden sollen und zudem dazu neigen, ihre Zimmer in wenig aufgeräumtem Zustand zu hinterlassen.

Auch wenn solche Umfragen unzulässigen Verallgemeinerungen Vorschub leisten können: In so manchem "Klischee", findet Klaus Augustin, Direktor des Robinson Clubs in Cala Serena, steckt durchaus ein Fünkchen Wahrheit. Seit rund 20 Jahren hat er Verhaltensstudien in Mexiko und Griechenland, der Türkei, auf Djerba und Fuerteventura betreiben können. Sein Fazit: "Unabhängig von der Destination zeigen Touristen, je nach Nation, überall die gleichen Stärken und Marotten." Den deutschen Urlauber zeichne ein ausgeprägter "Hang zur Reviermarkierung" aus: "Sei es der Tisch im Restaurant oder die Liege am Pool, die mit Buch, Brille und Handtuch belegt wird - der Deutsche liebt ,seinen' Platz. Sitzt oder liegt da ein anderer Mensch, führt das meist zu großer Unruhe." Auch das "In-der-Schlange-Anstehen" praktiziere der deutsche Urlauber gern, so Klaus Augustin: "Selbst wenn er Reis will, stellt er sich am Büfett für Kartoffeln in die Schlange, wenn es nur eine gibt - und achtet auch peinlich genau darauf, dass sich niemand an ihm vorbei zum Reis schleicht." Während der deutsche Gast, das kann er bestätigen, ordnungsliebend und pünktlich ist ("und diese Eigenschaften auch sehr schätzt!"), seien US-Touristen großzügig beim Trinkgeld - "Sie haben immer gebündelte Ein-Dollar-Scheine in der Tasche" - und auch sonst sehr locker: Sie sind flexibel bei der Tischwahl und neigen dazu, alle Gänge (inklusive Dessert) auf einen Teller zu häufen: "Und sie essen oft nur mit der Gabel", hat Klaus Augustin beobachtet. Niederländer seien unkompliziert und sehr laut, letzteres lasse sich auch von russischen Gästen sagen, die noch ein anderes Merkmal auszeichne: "Sie glauben, alles kaufen zu können," hat der Club-Chef festgestellt. Sein "Lieblingsgast"? "Der ehrlich sagt, wie's ihm geht und auch das Positive sieht - und erwähnt." Carsten Willenbockel weiß über "nationalspezisches" Verhalten seiner Gäste wenig zu berichten. Er erfreue sich generell einer "Klientel, die sich zu benehmen weiß", und die sei vor allem deutsch- und englischsprachig. Der deut- sche Gast sei sehr qualitätsbewusst, so der Direktor des Arabella-Sheraton Golf Hotel Son Vida, und achte darauf, dass "er das, was er gebucht hat, auch bekommt." Er sei pünktlich und, bei Reservierungen oder Transfers, auch sehr auf genaue Einhaltung der Zeiten bedacht. In dieser Hinsicht sei der britische Gast "etwas weicher", die Vorliebe für Bekanntes - derselbe Tisch im Restaurant, dieselbe Liege am Pool - sei bei beiden gleich ausgeprägt. Beide mögen es, in der eigenen Sprache bedient zu werden, doch letztlich sei die Nationalität nicht entscheidend. "Ideale Gäste", sagt Carsten Willenbockel, seien "respektvoll, freundlich und entspannt - miteinander wie auch im Umgang mit dem Hotelpersonal." Alexander Orlandini hält ebenfalls nichts von Stereotypen, "gewisse Trends" innerhalb der Nationalitäten gebe es wohl. Während etwa der deutsche Gast seine Kritik als "Verbesserungsvorschlag" verstehe, zielt der Brite dabei eher auf eine "Preisreduktion", hat der Direktor des Hotels Son Juliá in Llucmajor festgestellt. Während deutsche Gäste deutlich mehr Wert auf das Frühstück legen als etwa die Spanier, bevorzugten Briten als Mittagessen Sandwiches. Generell geben die Spanier für Essen und Trinken deutlich mehr Geld aus als andere. Eigen sei auch der russische Gast: Er fragt nie nach Preisen, auch nicht bei Buchung der Suiten. Und er beschwert sich auch nie, sagt Orlandini: "Wenn ihm etwas nicht gefällt, reist er einfach ab - und kommt nicht wieder." Immer noch besser, als wenn man Gäste "abschieben" muss. Darum bemüht sich zurzeit ein Verband von Hoteliers in Magaluf und Palmanova. Um "Krawall-Touristen" den Kampf anzusagen, sollen Gäste, die des Hauses verwiesen wurden, künftig auch in keiner anderen Herberge Unterschlupf finden. Einige Hoteliers fordern die Einführung eines "Registers für Sauftouristen", andere gar deren "Abschiebung ins Heimatland". Schluss mit lustig - und mit höflich. Auch von Seiten der Gastgeber.