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Die abstrakte Kunst sei tot – heißt es immer wieder. Vor allem auf dem deutschen Kunstmarkt ist Figuration nach dem Boom der Leipziger Schule gefragt wie nie zuvor. Im Centre Cultural Contemporani Pelaires will man sich auf derartige Gedankengänge gar nicht erst einlassen: „Es ist wie ein Pendelschlag“, sagt Pep Pinya, „mal ist es Mode, mal nicht.“ Und Frédéric Pinya sagt: „Bei uns ist nur gute Kunst in Mode.“

Unter diesem Aspekt haben Vater und Sohn eine beachtliche Kollektivausstellung abstrakter Kunst auf die Beine gestellt: „Abstracción – Otras Miradas“ wurde in der vergangenen Woche eröffnet.

Wer mit der Arbeit der Pinyas vertraut ist, trifft auf „alte Bekannte“ – Mark Francis, Guillem Nadal, Domenico Bianchi, Jordi Alcaraz, Nigel Hall – und auf Künstler, die zum ersten Mal im Kunstzentrum in der Via Verí zu sehen sind: Jason Martin, Felicidad Moreno, Sant Moix.

„Wir wollen mit dieser Ausstellung internationale Künstler zusammenbringen, wie etwa die pure Ästhetik des Engländers Nigel Hall oder die sehr spanische Arbeit von Miquel Nadal, die sich ,con fuerza´präsentiert“, sagt Frédéric Pinya.

Die großformatigen Bilder von Jason Martin dominieren den großen Raum im Erdgeschoss. Dem jungen britischen Künstler Jason Martin (Jersey 1970), der noch bis zum 30. August in einer Einzelausstellung im Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst Es Baluard zu sehen ist, geht es vor allem um das Zusammenspiel von Licht und Bewegung. Auf Aluminium- oder Eisenplatten trägt er in einem Zug Öl oder Acryl auf. Die besonderen Effekte seiner monochromatischen Bilder erreicht er durch eigens angefertige, sehr große schwere Pinsel. Die Bewegung darf nicht unterbrochen werden.

Einen Gegenpol setzt eine neue Arbeit von Guillem Nadal (Mallorca, 1957), den man so ruppig und erdgebunden selten erlebt hat: Er trägt raue schwarze Textur auf blankes Holz auf.

Der italienische Künstler Domenico Bianchi (1953, Sgurgola bei Rom) gilt seit den frühen 80er Jahren als einer der großen Experimentierer der europäischen Kunstszene. In den vergangenen Jahren ist er wieder zu bildnerischer Ausdrucksweise zurückgekehrt. Nun zeigt er im Centre Cultural Contemporani Pelaires neue Arbeiten: große Werke, gefertigt mit Wachs, ein Material, das Domenico Bianchi schon seit den 70er Jahren nutzt. Neben Wachs verwendet Bianchi hauchdünne Silberplatten oder Marmorstaub, um den von ihm gewünschten Lichteffekt zu erreichen. Die Formen erinnern an feinste Kalligraphie.

Der katalanische Künstler Jordi Alcaraz (Calella 1953) spielt mit dem Betrachter: Sind die Skulpturen nun Zeichnungen oder die Zeichnungen Skulpturen? Auf jeden Fall spielt er mit Materialien wie Metall, Glas, Spiegel, Draht, Pappe und mit Licht und Schatten. Die Arbeiten von Jordi Alcaraz sind Bild gewordene Poesie. Voller Ironie, voll versteckter Symbole. Bilder auf den zweiten Blick.

Ein Verwirrspiel mit den Kunstdisziplinen betreibt auch der englische Bildhauer Nigel Hall (Bristol 1943). Seine Arbeiten (hier Holz und Stahl als Wandreliefs) sind von geometrischer Klarheit und formaler Zurückgenommenheit bestimmt. Einheit und Stille sind die zentralen Begriffe für Hall.

Auf Farbe setzen der Katalane Santi Moix (Barcelona 1960), der in New York lebt und arbeitet, und die Spanierin Felicidad Moreno (Toledo). Moreno verwendet strenge geometrische Formen im Wechsel mit starken Pinselstrichen und seitlich verlaufender Farbe. „Abstracción – Otras Miradas“ im Centre Cultural Contemporani
Pelaires, Palma, Via Verí. Geöffnet bis Mitte Oktober.