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Lässiger geht nicht. Es hat schon was Provozierendes, wie der Urlauber Jaume Matas durch Colònia de Sant Jordi schlendert – zumindest für seine politischen Gegner. Der ehemalige Ministerpräsident weigert sich beharrlich, zu den Verfehlungen Stellung zu nehmen, die seine Leute in seiner Amtszeit als Regierungs- und PP-Parteichef begangen haben. Metro, Palma Arena, Rodrigo de Santos, Bitel, Plan territorial, Turisme Jove, Caso Andratx – Begriffe, die im besten Fall für Unfähigkeit, häufiger jedoch für Korruption stehen. Aber Matas schweigt.

Das mag die Öffentlichkeit bedauern, nur: Was würde sich denn durch ein Statement ändern? Wäre Matas noch in der Politik, könnte man seinen Rücktritt fordern. Das geht aber nicht, er hat ja selbst hingeschmissen. Allerdings muss er sich jetzt die Kommentare gefallen lassen, in denen sein schnelles Verschwinden gen USA als „Flucht” gewertet wird. Wusste Matas, dass im Parteikeller noch einige Leichen liegen und sie nach dem Machtverlust gefunden werden könnten?

Viele Leser fragen sich in diesem Zusammenhang, ob die Korruption auf Mallorca stärker verbreitet ist als anderswo. Jein. Einerseits zeigt uns ein Blick in die deutsche Heimat, dass auch dort gerne die Hand aufgehalten wird – Stichworte Hamburger Sumpf, Kölner Klüngel, Siemens, VW. Andererseits existieren auf Mallorca Komponenten, die die Korruption erheblich erleichtern: Auf dieser kleinen Insel kennt jeder jeden, alle haben irgendeinen Verwandten oder Bekannten, der ihnen gerne einen Gefallen tut. So kommt man schneller an den Arzttermin, den Handwerker oder die Baugenehmigung – für charakterschwache Zeitgenossen ein Klima, in dem der nächste Schritt nicht mehr allzu schwerfällt.

Vor allem dann, wenn sie glauben, unantastbar zu sein. Und das war bei den PP-Politikern der Fall. Die Ermittler im Fall Turisme Jove finden, dass sich der Hauptbeschuldigte nicht viel Mühe gab, Spuren zu verwischen. Man dachte offensichtlich, die Macht gepachtet zu haben.

Das ist eine wichtige Erkenntnis für die Wähler. Denn Seilschaften der Macht sind leicht aufzubrechen: Man muss nur hin und wieder einen Regierungswechsel herbeiführen.