In Port d'Andratx spielte der Sturm mit den Booten, als wären es Nussschalen.

TW
0

Drei Tote und ein Schwerverletzter, umgekippte Bäume, zerstörte Autos und Segelyachten, Schäden in Millionenhöhe, das ist die traurige Bilanz des Unwetters und orkanartigen Sturms vom Dienstag und Mittwoch. Sintflutartige Regenfälle und ein Temperatursturz von beinahe zehn Grad begleiteten den unerwartet heftigen Sturm, der vor allem im Südwesten der Insel Verwüstungen anrichtete.

Das erste Drama ereignete sich am Dienstag gegen 16 Uhr auf der Straße von Cala Blava Richtung Cala Pí. Bei heftigem Regen war dort ein Lieferwagen mit drei Bauarbeitern bei überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn abgekommen. Auf der Höhe von Kilometer 14 gerieten sie auf die Gegenfahrbahn und stießen frontal mit einem Lastwagen zusammen. Zwei der Insassen des Lieferwagens, nach ersten Medienberichten Kolumbianer, waren auf der Stelle tot, der dritte Insasse wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Clínica Juaneda gebracht.

Die Regenfälle setzten sich in der Nacht zum Mittwoch fort, in den frühen Morgenstunden kam dann der Sturm mit orkanartigen Böen hinzu. Die schwersten Schäden richtete er im Südwesten der Insel an. Besonders schlimm traf es Sant Elm, dessen umliegende Straßen Richtung S'Arracó und Andratx am Mittwochvormittag drei Stunden lang wegen umgestürzter Bäume gesperrt waren. Mehr als 30 Pinien mussten zersägt und abtransportiert werden, um den Weg wieder frei zu machen.

Im Hafen von Sant Elm ertrank morgens ein Mann bei dem Versuch, sein losgerissenes Boot zu retten. Anwohnern zufolge hatte sich der 62-jährige Franzose gegen 8 Uhr morgens ins Meer gestürzt und war dann von den heftigen Wellen gegen die Klippen geschleudert worden.

Schäden in Millionenhöhe richtete der Sturm im Hafen von Andratx und in den umliegenden Buchten an. Allein im Port wurden neun Segelyachten und mehrere kleinere Schiffe schwer beschädigt oder sanken. Laut Augenzeugen wurden die Boote gegen die Steine der Hafenmole, an den Strand oder gegen benachbarte Boote geschleudert, teilweise noch an den schwimmenden Stegen befestigt, die durch die Wucht des aufgewühlten Meeres aus der Verankerung gerissen worden waren. Vor dem Café Cappuccino wurde am Mittwochvormittag ein Mann durch einen Windstoß ins Hafenbecken gestoßen, konnte sich jedoch aus dem Wasser retten.

Insgesamt sollen laut Polizeiberichten in Port d'Andratx und Sant Elm rund 15 Segelboote im Wert von etwa vier Millionen Euro zerstört worden sein, darunter eine 30-Meter-Yacht. Das Hafengelände von Port d'Andratx musste gegen Mittag von der Polizei abgesperrt werden, weil Unbekannte begonnen hatten, die zerstörten Yachten zu plündern.

Schwere Schäden richtete der Sturm auch in der Gegend um Peguera an, ebenso wie in Llucmajor, wo umgestürzte Bäume Fahrzeuge beschädigten und Straßen blockierten. In Palma gab es ebenfalls Verkehrsbehinderungen durch die starken Regenfälle und den Sturm. Der Hafen von Palma wurde am Mittwoch um 8 Uhr morgens gesperrt, der Fährverkehr war bei Böen bis zu 60 Stundenkilometer unmöglich geworden. Der Schiffsverkehr konnte dann gegen 10.30 Uhr teilweise wieder aufgenommen werden.

In der Innenstadt beschädigten umgestürzte Reklametafeln und Bäume Häuser oder Strommasten und blockierten Straßen. Insgesamt 80 Einsätze musste die Feuerwehr allein am Mittwochvormittag fahren, Berichte über Unfälle oder Verletzte gab es aus Palma allerdings nicht.

Auch Sóller, Deià und Valldemossa waren vom Sturm betroffen, ebenso wie Pollença im Norden der Insel. Das Unwetter wütete hier jedoch längst nicht so schwer wie im Süden.

Den Wettervorhersagen zufolge bleibt es unbeständig mit nur leicht ansteigenden Temperaturen. Laut Meteorologischem Institut Porto Pí legt sich der Wind am Freitag, es bleibt aber bewölkt mit vereinzelten Schauern. Andere Wettervorhersagen prophezeien bis Samstag wieder Temperaturen bis 21 Grad.