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Kirsche? Melone? Brombeere? Oder doch eher Honig? Vanille? Trüffel? Die Vielfalt der Aromen ist gigantisch, die Auswahl der offerierten Weine ausreichend für einen wohligen Rausch. Die Rede ist von den neuen Dessertweinen aus Mallorca, die es in dieser Hülle und Fülle noch nie gegeben hat. In der Winzerbranche der Insel hat sich eine wahre Revolution zugetragen. Die Zahl der Bodegas, die die süßen Edeltropfen herstellen, ist nahezu explodiert. Derzeit sind es ein gutes Dutzend Bodegas, die bis zu 15 Dessertweine produzieren. Zum Vergleich: 2004 waren es gerade einmal zwei Weingüter. Als diese mit Erfolg ihre Debütweine präsentierten und sogar Auszeichnungen einheimsten, taten es ihnen die anderen Winzer gleich. So entstammen die meisten Dessertweine Mallorcas dem Jahrgang 2006.

Dass auch die Nachahmer ihr Handwerk verstehen, zeigte sich bei der ersten Dessertwein-Schau, die Mitte vergangener Woche in der Tourismus-Hochschule in Palma organisiert worden war. Dort hatten elf Weingüter ihre besten Nachtisch-Gewächse aufgefahren.

Pionier in Sachen Desserwein war 2004 die Bodega José L. Ferrer in Binissalem gewesen, die damals ihren weißen „Veritas Dolç 2003” auf den Markt brachte. Der goldfarbene Tropfen ölt geradezu die Zunge mit Honig- und Zitrusaromen ein.

Wenige Wochen nach Ferrer präsentierte der innovative Jungwinzer Toni Ramis, Bodega Ramanyà in Santa Maria, den ersten roten Dessertwein. Er kreierte, ebenfalls aus Trauben des Jahrgangs 2003, seinen „Somni” (Traum). Das ist ein Tropfen zum Hineinbeißen: Er erinnert kaum an Wein, eher an einen Kirschlikör. „Das sind nicht die klassischen Weine, wie sie traditionell hergestellt wurden”, sagt Mallorcas führender Önologe Joan Mora zur Eröffnung der Dessertwein-Schau. Die Neuheiten seien vielmehr eine Reaktion der Winzer auf die Nachfrage der Konsumenten. „Wir müssen uns den Ansprüchen der aktuellen Geschmackstendenzen und modernen Küche anpassen.” Gleichwohl würden auch diese süßen Weine den Charakter der Insel bewahren. Die Ergebnisse seien beachtlich: „Wir sind ganz vorne mit dabei.”