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Soll man ein stilles Tal publik machen und dadurch die Massen anlocken? Das wäre frevelhaft. Andererseits hat MM sich immer schon verpflichtet gefühlt, gerade das schöne Mallorca seinen Lesern nahezubringen. Immerhin, in guten Wanderführern fehlt das Tal nicht. Auch der deutsche Wanderexperte Herbert Heinrich hat die Coanegra bei Santa Maria schon vor über 20 Jahren ausführlich beschrieben.

Das Tal war und ist der kürzeste Fußweg von Santa Maria hinauf zur Hochebene von Orient, ohne den Umweg über Alaró. Schon im 13. Jahrhundert, nach der Eroberung Mallorcas durch Jaume I., wird es urkundlich erwähnt als „coma negra”, also schwarzes Tal. Daraus entwickelte sich der Name Coanegra, der wiederum „schwarzes Endstück” bedeutet. Kein Wunder, bei einem Tal, das eng und so reich bewaldet ist, dass das Licht unter den Bäumen grünlich schimmert und der Weg sich scheinbar in Wildnis verliert. Dadurch wirkt die Coanegra in ihrer Abgeschiedenheit mitsamt des murmelnden Baches, der bemoosten Steine und dunklen Felswände sowie der knorrigen Baumriesen wie verwunschen.

Man muss kein rechter Wanderer sein, um sich zumindest auf dem ersten Teilstück an einem sonntäglichen Spaziergang erfreuen zu können. Der Feldweg ist bis zu der Stelle, an der das Wasser geradewegs über ihn dahinfließt, bestens planiert, selbst ein Kinderwagen lässt sich problemlos dahinschieben. Links und rechts im Wald erinnern uralte Baumstämme an bizarre Fabelwesen.

Wer gut zu Fuß ist, soll in sechs Stunden vom unteren Eingangstor bis zu den Wasserfällen von Orient und wieder zurück wandern können, schreibt Herbert Heinrich. Doch auch wer nur eine kurze Stippvisite in die Coanegra macht, wird sich dem geheimnisvollen Zauber der Wälder nicht entziehen können.

Folgen Sie in Santa Maria dem Camí de Coanegra. Das ist die schmale Straße, die links neben dem Eingang an der Bodega Macià Batle nach Norden führt. Nach etwa 4'5 Kilometern versperrt ein Eisentor die Weiterfahrt. Dort Auto stehen lassen und zu Fuß weiter.