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Die Mallorquiner neigen zur Übertreibung – zumindest wenn es um das Verhältnis zu ihrem liebsten Fußballklub geht. Läuft es gut, dann steht die Mannschaft schon mit einem Bein in der Champions League. Zeigen die Spieler Schwächen und nähert sich das Team dem Tabellenende, will plötzlich jeder schon immer gewusst haben, dass der Absturz in die zweite Liga kurz bevorsteht. Extreme Phasen bei Real Mallorca sorgen für extreme Reaktionen.

Zuletzt lief es beim Inselklub mal wieder extrem – extrem schlecht. Nach dem trüben 0:2 beim FC Villarreal trennen die Inselkicker sechs Punkte vom rettenden Ufer. Und da Real Mallorca obendrein seit Monaten in einer beispiellosen Führungskrise steckt und vor einer ungewissen Zukunft steht, scheinen die meisten Fans den Klub längst abgeschrieben zu haben: Das Team kickt in Son Moix seit Wochen vor halbleeren Rängen.

Jetzt aber kommt Hoffnung auf. Schlagartig schlug in der vergangenen Woche die Weltuntergangs-Stimmung um, als die Nachricht vom Rückzug des bisherigen Klubchefs Vicenç Grande durchsickerte. Der Baulöwe war von den Verwaltern seines Konkurses derart unter Druck gesetzt worden, dass er schließlich bereit war, die Macht bei Real Mallorca abzugeben. Grande hat sein Firmenimperium in die Insolvenz geführt und auch der Klub, dessen Anteile fast komplett ihm gehören, drohte daraufhin in der größten Pleite der mallorquinischen Geschichte Schaden zu nehmen.

Nun ist Grande fort und die Amtseinführung des mallorquinischen Rechtsanwalts Mateu Alemany als neuer Präsident rief über Nacht wieder die Optimisten unter den Klubanhängern auf den Plan. Alemany war bereits von 2000 bis 2005 Präsident von Real Mallorca – sein Name ist mit einer der erfolgreichsten Phasen der Klubgeschichte verbunden, die Tageszeitung „Ultima Hora” scheute sich nicht, ihm den Beinamen „heiliger Matthäus” zu verleihen. „Jetzt wird doch noch alles gut”, so die weitverbreitete Ansicht.

Der neue starke Mann im Klub steht vor einer großen Aufgabe. Er soll nicht nur dafür sorgen, dass das Team die Klasse hält, er muss auch der Ära Grande ein Ende setzen und eine neue Führungsmannschaft aufstellen. Denn eine Reihe wichtiger Mitarbeiter haben den Klub während der turbulenten Monate verlassen, in denen Grande vergeblich versuchte, seine Anteile zu verkaufen.

Alemany will um jeden Preis für Ruhe sorgen. Der Verkauf des Klubs ist bis zum Saisonende kein Thema mehr, sagte er bei seiner Vorstellung. Die Konzentration gilt allein der Mannschaft, die am Donnerstag, 22. Januar, im Hinspiel des Pokalviertelfinales in Palma auf Betis Sevilla trifft (21 Uhr, IB3 überträgt live). Am Sonntag, 25. Januar, kommt dann der FC Valencia (17 Uhr).

Erst im Sommer wird eine Entscheidung über die Zukunft des Klubs fallen. Alemany hat sich ein Vorkaufsrecht des Anteilspakets von Vicenç Grande in Höhe von 1'5 Millionen Euro gesichert. Damit scheint der Inselklub weiter in mallorquinischer Hand zu bleiben – für die Anhänger die wichtigste Nachricht der vergangenen Tage.